Weise Worte von Ailton Krenak, einem der wichtigsten Aktivisten für Umwelt und indigene Rechte in Brasilien.
„Wenn wir den Fluss, den Berg entpersonalisieren, wenn wir sie ihrer Sinne berauben und so tun, als seien diese ein ausschließliches Attribut der Menschen, entlassen wir diese Orte und lassen sie zu Abfällen der industriellen und extraktivistischen Tätigkeit werden.“
Tief im Innern schauen die meisten von uns doch auf Menschen herab, weil sie nicht diese Bildung und das Wissen wie wir haben, so meinen wir.
Ailton, Jahrgang 1953, zog im Alter von 17 Jahren mit seinen Eltern von seinem indigenen Dorf in die Stadt, lernte lesen und schreiben, wurde Grafiker und Journalist. In den 1980er Jahren begann er sich ausschließlich der indigenen Bewegung zu widmen. 1985 gründete er die Nichtregierungsorganisation Núcleo de Cultura Indígena, die sich zum Ziel gesetzt hat, die indigene Kultur zu fördern. Seine inzwischen errungene Popularität, sicherte ihm seine Teilnahme am Nationalkongress von Brasilien für den konstituierenden Prozess im Jahr 1986. Ailton nahm an der Nationalen Konstituierenden Versammlung teil, die 1988 die brasilianische Verfassung entwarf.
Am 18. Februar 2016 verlieh die Bundesuniversität Juiz de Fora (UFJF) Krenak den Titel eines Professors Doctor Honoris Causa, eine Anerkennung für seine Bedeutung im Kampf für die Rechte indigener Völker und für Umweltbelange im Land.
Über die kapitalistische Art der Ausbeutung natürlicher Ressourcen, insbesondere des Rio Doce mit seinem Dammbruch im November 2015, erklärt Ailton Krenak, dass er Schwierigkeiten hat zu sprechen, ohne empört zu sein.
In einer Rede an ISA im Jahr 2016: „Watu, wie wir diesen Fluss nennen, ist eine Einheit; er hat eine Persönlichkeit. Er ist keine ‚Ressource‘ […] Der Fluss liegt im Koma. In gewisser Weise lässt dies Menschen, die am Flussufer leben, sie jetzt im gleichen symbolischen Koma-Zustand zurück, in dem sich der Flusskörper befindet. Ich sehe dies als etwas so Beängstigendes, dass ich Schwierigkeiten habe, über Watu ohne Wut zu sprechen „.
Aus Wikipedia übersetzt https://pt.wikipedia.org/wiki/Ailton_Krenak
Im Deutschen gibt es nicht viel von Ailton Krenak, obwohl durch seine Aktvitäten (auch Bücher und Dokumentarfilme) international bekannt.
Das Goethe-Institut veröffentlichte ein Interview mit ihm im März 2020
„Wir sind schon immer im Krieg“
Der Schriftsteller und Denker Ailton Krenak, einer wer wichtigsten Aktivisten der indigenen Bewegung Brasiliens, spricht über Ideen der Zugehörigkeit und des Widerstands im Kampf der autochthonen Bevölkerungen auf dem amerikanischen Kontinent.
Es ist ein anderes Denken als unseres, das auf Heimat oder Nationalität und auf Abstand zu den Dingen um uns beruht. Indigene sehen das Ganze als Einheit, die Welt:
Zugehörigkeit zu einem Ort heißt, dessen Teil zu sein, ein Bestandteil der Landschaft, des Flusses, der Berge, Elemente der eigenen Kultur, Geschichte und Tradition dort zu haben. Also, anstatt dass einem Ort eine Bedeutung auferlegt wird, gibt der Ort deiner Existenz einen Sinn.
Zum Interview https://www.goethe.de/…
Und noch ein Interview gibt es, vom 17.06.2020 in der taz
Umweltaktivist über Lehren aus Corona
Ein Gespräch über Corona, Kolonialismus und Europas blinde Flecken.
Eine Gemeinsamkeit der indigenen Völker ist vielleicht, dass wir das Virus als eine Konsequenz des menschlichen Handelns an unserem Planeten sehen. Die Klimaerwärmung, die Ausbeutung. Manche von uns verstehen das Virus auch als eine Strafe, weil die Menschheit die Leben anderer Lebewesen auf der Erde aus dem Gleichgewicht bringt.
Zum Interview https://taz.de/…
Nota 10-Interview: Ailton Krenak
Vor vier (Anmerkung: 2015)Jahren sahen die Indigenen des Volkes der Krenak, wie ihr Großvater, der Fluss, ins Koma fiel. Es war der Fundão-Staudamm der Bergbaugesellschaft Samarco, der bei Mariana (Bundesstaat Minas Gerais) einbrach und das Einzugsgebiet des Rio Doce mit Schwermetallen überflutete. Der Fluss gilt als Großvater des Krenak. Seitdem hat es auf dem 600 km langen Fluss kein Leben mehr gegeben.
Auf die Frage von Ingenieuren nach einer Lösung zur Wiederherstellung der Region schlug der indigene Führer, Umweltschützer und Schriftsteller Ailton Krenak vor, allem intensiven Bergbau-, Vieh- und Landwirtschaftsaktivitäten am Ufer des Flusses Doce für mindestens 10 Jahre einzustellen. Sie sagten, es sei unmöglich. Bis die Covid-19-Pandemie die ganze Welt stoppte und zeigte, dass dies nicht nur möglich, sondern auch notwendig war.
Aber Aílton feiert nicht. Nur für die Quarantänezeit anzuhalten, reicht nicht aus, um den Schaden zu beheben, der ihrem Großvater zugefügt wurde, der auch vom Krenak von Watu genannt wird, und noch weniger, um den Schaden zu beheben, den der Mensch im Laufe der Jahre dem Planeten Erde zugefügt hat. „Alles, was wir von jetzt an tun, wird nach einer Stunde eintreffen. Wir werden keine Situation der Harmonie mit dem Planeten wiederherstellen, wir haben den Planeten bereits so beschädigt, dass wir jetzt den Preis dafür zahlen werden “, sagte er dem Nota 10-Interview.
Obwohl er sich als Optimist betrachtet – „Sonst würde ich meinen Alltag nicht diesen Angelegenheiten widmen“, sagte er -, ist Ailton skeptisch gegenüber der Möglichkeit, das das menschliche Verhalten nach der Covid-19-Pandemie betrifft, insbesondere in der Beziehung des Menschen zum Land. „Wenn wir aus dem Zweiten Weltkrieg herauskommen und es schaffen würden, Kriege viral zu machen, wäre es sehr naiv von uns zu glauben, dass wir nach der Pandemie so weit miteinander kooperieren werden, dass sich das Klima auf dem Planeten verbessert“, sagte er.
Ailton Krenak, der als einer der wichtigsten indigenen Führer in Brasilien gilt, spielte 1987 während der Nationalversammlung in einer der emblematischen Szenen des indigenen Kampfes. Im Plenum der Abgeordnetenkammer hielt er eine Rede zur Verteidigung der Rechte indigener Völker, das Gesicht bemalt mit schwarzer Tinte aus dem Genipap. Der Kampf von Krenak und anderen Führern dieser Zeit führte zu Fortschritten und Eroberungen von Rechten. Ihm zufolge gab es seitdem einen Rückschlag, der den Kampf und das Überleben der Ureinwohner von Tag zu Tag schwieriger macht.
aus dem Portugiesischen https://www.unifor.br/…
Life, always
Aílton Krenak at TEDxVilaMadá – mit englischen Untertiteln
Es geht nicht um den Rio Doce, sondern um den gesamten Globus
Es wird Zeit, dass wir umdenken, anders leben, unser System verändern. Vielleicht regen Ailton Krenaks Worte dazu an? Wir müssen unsere Erde als Ganzes sehen und wir Menschen sind ein Teil von ihr – nicht mehr und nicht weniger.
Der genannte Dammbruch am Rio Doce im November 2015 geht nicht nur die Region etwas an, sondern uns Alle. Es geht um Rohstoffe zu einem möglichst niedrigen Preis, um möglichst hohe Gewinne. Es ist einfach nur Raubbau am Planeten und dieses Handeln darf man nicht so wegwischen. Wir sind Teil, Bestandteil der Erde!
Foto: Produção Cultural no Brasil / CC BY-SA
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