Geht es in Deutschland beim Autokauf also wirklich um die Umwelt – oder doch nur um das große Geschäft?
Es wird damit geworben, dass ein Neuwagen, gar ein E-Auto, viel umweltfreundlicher sei. Vordergründig stimmt das auch, wenn man nur den Verbrauch im Betrieb betrachtet. Worüber Konzerne und Regierung nicht sprechen, ist die Ökobilanz, denn die sieht dann ganz anders aus. In die Ökobilanz (Lebenszyklusanalyse: Wikipedia) geht der gesamte Energieverbrauch mit ein, von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Verschrotten/Recyceln. Da ist es oft so, dass ein Fahrzeug (oder natürlich auch andere Produkte wie Kühlschränke, Fernsehgeräte etc.), um so besser abschneiden, je länger sie in Betrieb sind und nicht ersetzt werden.
Bei Autos kommt hinzu, dass sie häufig nicht vom Markt verschwinden, wie gerne suggeriert wird. So geschehen bei der ersten Kampagne der Bundesregierung, um die Autowirtschaft wieder anzukurbeln:
Betrug bei der „Abwrackprämie“
05.08.2009 – Die „Abwrackprämie“ sollte Zweierlei leisten: Umweltschädliche Altautos sollten aus dem Verkehr gezogen und der Absatz von Neuwagen angekurbelt werden. Jetzt stellt sich heraus, dass sie auch zum Betrug einlädt.
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Aber auch ohne Prämie werden Autos, die auf dem deutschen Markt nichts mehr bringen, ins Ausland verschoben, insbesondere nach Osteuropa und Afrika. Dort werden gar meist die Katalysatoren ausgebaut, um die darin enthaltenen wertvollen Metalle getrennt vom Auto zu verkaufen. Diese Autos emittieren also nun viel mehr Schadstoffe als vorher. Zudem kommen damit Menschen zu Autos, die sich ansonsten keine leisten könnten, also weiterhin mit Bus, Bahn oder in Fahrgemeinschaften unterwegs wären. Ein Auto zu besitzen, ist für die meisten Menschen halt ein Statussymbol.
Auch in Deutschland ist es den meisten doch peinlich, mit einem zehn Jahre alten Auto gesehen zu werden, nicht wahr? Sollte man nicht stolz sein, wenn man mit seinem alten Auto weiterfährt und damit mehr für die Umwelt tut? Ein Umstieg komplett auf andere Verkehrsmittel und wenn ich doch mal ein Auto brauche, eines miete oder CarSharing nutze. wäre natürlich noch besser. Und: viele Altfahrzeuge lassen sich für einen vergleichsweise geringen Betrag nachrüsten! Auch dies wird meist verschwiegen, im Interesse der Wirtschaft. So bietet die Firma Baumot Nachrüstungen an.
Der Umstieg auf ein neues und umweltfreundlicheres Auto bringt meistens nur etwas für den eigenen momentanen Energieverbrauch, nicht aber für die Ökobilanz. Sie hilft nicht dem Kampf gegen den Klimawandel. Dazu kommt der Trend zum SUV, bei dem der Energieverbauch durch das höhere Gewicht gegenüber normalen Pkws ansteigt. Seit 2018 werden die Autos wieder schmutziger!
Übrigens: bei unseren Kosten eines Autos müssen wir nicht nur die laufenden Kosten betrachten, sondern auch den Wertverlust. Und der ist im ersten Jahr enorm, verringert sich immer mehr mit dem Alter. WIr zahlen also sehr viel dafür, dass wir etwas Neues besitzen.
Wie es rund um Autos aussieht, was mit ihnen geschieht, wie reycelt wird und warum es sich wahrscheinlich sehr lohnt, mit seinem alten Fahrzeug weiter unterwegs zu sein, zeigt der folgende Beitrag. Sehr alte Benziner stoßen übrigens keine Partikel aus (letzte 3 Minuten):
Exclusiv im Ersten: abgewrackt und exportiert
02.06.21 | 28:25 Min. | Verfügbar bis 02.06.2026
Die Corona-Pandemie hat die Autoindustrie in Deutschland schwer getroffen. Bei den Händlern stehen tausende Fahrzeuge herum, die niemand kaufen möchte. Der neu gepriesene Heilsbringer soll nun das Elektroauto sein.
Zum Video: https://www.ardmediathek.de/…
Ökobilanz Auto: Neues kaufen oder altes Weiterfahren?
Ab wann ist es ökologisch sinnvoll ein älteres Fahrzeug gegen ein neues, umweltverträglicheres einzutauschen? Der VCD hat Fakten zusammengetragen, die bei der Entscheidungsfindung hilfreich sind.
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Vielleicht sollten wir selbst einmal nachrechnen, ob wir überhaupt ein Auto benötigen, vergleichen, was uns das im Vergleich zu ÖPNV, Taxi, Leihwagen, E-Rad etc. kostet. Und wir sollten nicht vergessen, dass für jedes neue Auto, auch E-Auto, Ressourcen benötigt werden. Umweltfreundlicher wäre ein besseres Mobilitätssystem.
Wie sollen sich Menschen mit geringem Einkommen ein E-Auto leisten?
Autos – und nicht nur E-Autos – sind teuer, auch im Unterhalt. Deshalb verzichten schon jetzt viele Menschen freiwillig oder gezwungenermaßen auf ein eigenes Auto. Künftig brauchen wir ein gerechtes, bezahlbares Verkehrssystem, das Mobilität ohne eigenes Auto sicherstellt. Nur so entfällt der Wunsch oder Druck, ein eigenes Auto zu besitzen. Doch der heutige Verkehr ist auf das private Auto ausgerichtet und bevorzugt Menschen, die sich ein Auto leisten können.
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Die Produktion von Autos benötigt riesige Mengen an Rohstoffen und Energie. Energie zur Gewinnung, für den Transport, für die Weiterverarbeitung bis hin zur Fertigung.
Elektroautos: Dreckige Rohstoffe für saubere Autos
Lithium und Kobalt für Elektroautos abzubauen, schadet oft Mensch und Umwelt. Aber es gibt Möglichkeiten, unabhängiger von den Rohstoffen zu werden.
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Brauchen wir das wirklich? Oder erliegen wir dem Charme der Indusrie, der es nur um Gewinne geht?
KURZSTUDIE FÜR GREENPEACE: Die Klimaverantwortung der Automobilkonzerne
Der Verkehrssektor ist der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen in Deutschland und für etwa ein Fünftel des nationalen Emissionsaustoßes verantwortlich. Rund 12 % werden von Personenkraftwagen im Straßenverkehr freigesetzt. Dabei stammen rund 35 der 46 Millionen im Jahr 2018 zugelassenen Pkw von Herstellern und Marken von nur fünf Konzernen. Angeführt von Volkswagen, setzen diese Pkw etwa 73 Millionen Tonnen CO2frei – über 9 % der deutschen Treibhausgasemissionen. Bei einem Kostensatz von 180 Euro je emittierter Tonne CO2 belaufen sich die jährlichen Klimakosten der Emissionen von Pkw der fünf Automobilkonzerne damit auf mehr als 13 Milliarden Euro.
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Bild von Jeyaratnam Caniceus auf Pixabay
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