Fortsetzung von
Die Erde und das ewige Wirtschaftswachstum [hier…]
1. Raubbau am Globus
Mit unserem Raubbau am Globus, mit unserem Egoismus nach immer mehr und immer billiger, zerstören wir den Globus. Das beginnt mit der Abholzung von Wäldern, der Agrarindustrie mit ihren Chemikalien, der Rohstoffgewinnung in Bergwerken mit deren Abwässern und weggeworfenen Nebenprodukten. Selbst eine Windkraftanlage benötigt Rohstoffe, ebenso jedes Elektrofahrzeug. Letzteres braucht weniger Metalle für einen Motor als ein herkömmliches Auto, aber dafür andere, die ebenfalls nur begrenzt verfügbar sind und für deren Gewinnung die Natur ebenfalls leiden muss.
In Zahlen ausgedrückt: Würde ein Viertel aller Fahrzeuge weltweit batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle fahren, das wären rund 240 Millionen, dann würde die Menge der vorhandenen Rohstoffe reichen. Sie reicht allerdings nicht, wenn ein Viertel der jährlich weltweit produzierten Autos und damit etwa 18 Millionen Fahrzeuge mit diesen beiden Technologien ausgestattet würden. „Dazu müssten die jährlichen Abbaumengen von Lithium, Kobalt, Platin und Dysprosium stark erhöht werden“, sagt Hendrich.
https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-10/elektromobilitaet-oekobilanz-batterie-e-autos-akkus-brennstoffzellen/seite-2
Wir müssen also wie immer das Gesamtsystem Erde im Blick haben, nicht einfach etwas tun und dann überrascht sein, wenn etwas hinterher scheitert. Wir haben heute mehr Wissen und mehr Zugriff auf dieses als die Menschen vor wenigen Jahrzehnten.
Ebenso wittern viele Industriezweige/Verbände/Interessensgruppen bei Neuerungen das große Geschäft und werben damit, lassen jedoch nachteilige Zahlen weg. So wird bei der Elektromobilität die gesamte Produktionskette vernachlässigt: es werden weiterhin Kohle für die Batterieproduktion, teils für den Strom, ebenso Stahl und Ölprodukte (Kunststoffe) für das Fahrzeug benötigt. Dabei werden ebenfall enorem Energiemengen für die Gewinnung, den Transport und die Verabeitung benötigt.
Dieses Beispiel Elektromobilität zeigt doch anhand der Zahlen, dass wir etwas ganz anderes benötigen. Vielleicht ganz neue Massentransportsysteme für die Großstädte und Ballungsräume, wie China sich daran versucht (https://www.spiegel.de/auto/aktuell/china-testfahrt-fuer-den-transit-elevated-bus-a-1106083.html). Und ganz sicher brauchen wir auch eine Entschleunigung unseres Lebens. Wir gewöhnen uns ganz schnell daran, dass ein Bus nur alle 20 Minuten oder ein Zug nur jede Stunde fährt, wir richten unser Leben ganz schnell darauf ein. Ein eigenes Auto zu besitzen ist purer Luxus. Es steht im Schnitt zu über 80 bis 90% herum, verliert an Wert, kostet neben Benzin auch Reifen, Bremsbeläge (beides verursacht ebenfalls Feinstaub), sowie Inspektionen und Reparaturen. Wir zahlen einen hohen persönlichen Preis dafür, dass wir jederzeit losfahren können. Und der Globus zahlt mit, wir tragen massiv zum Klimawandel bei.
Über den Klimawandel und seine Auswirkungen ist heute täglich in den Nachrichten zu lesen und alle paar Monate, wenn nicht gar in noch kürzeren Abständen, kommen Meldungen aus der Wissenschaft über deren neuen Erkenntnisse. Alle Vorhersagen basieren auf Berechnungen, die wegen der Komplexität der Zusammenhänge des globalen Klimas. Nie wurde etwas ins Positive korrigiert, sondern die (negativen) Vorhersagen werden laufend weit übertroffen. Es ist schockierend, was nun in so kurzer Zeit „ins Rollen gekommen“ ist. Die Menschen haben den Klimawandel viel zu lange ignoriert, auch die Politik, aber auch die Medien. Letztere verzichteten darauf, weil es kaum jemanden interessierte, sie müssen Geld verdienen, um zu bestehen.
Meldung von 2008: Meereisschmelze heizt Tundra auf (mit Bildern)
Alaska, das nördliche Kanada und Sibirien könnten sich zukünftig mehr als drei Mal so schnell erwärmen wie bislang gedacht. Dies würde auch den arktischen Permafrost rascher schwinden lassen. Ausgelöst wird die Beschleunigung durch den raschen Schwund des Meereises im Nordpolarmeer, das die Region bislang kühlte, befürchtet David Lawrence vom National Center for Atmospheric Research in Boulder.
https://www.spektrum.de/news/meereisschmelze-heizt-tundra-auf/958812
Arktische Hitzewelle: Temperaturrekorde und Waldbrände in Kanada, Alaska und Sibirien
Die nördlichste dauerhaft bewohnte Siedlung der Erde hat einen gigantischen Temperaturrekord zu vermelden. Knapp 900 Kilometer neben dem Nordpol wurden am Sonntag 21 Grad gemessen. Die Durchschnittstemperatur liegt in Alert bei 3,4 Grad.
https://www.wetter.de/cms/arktische-hitzewelle-temperaturrekorde-und-waldbraende-in-kanada-alaska-und-sibirien-4372363.html
Durch den Klimawandel hat sich Deutschland deutlich erwärmt. Hier wirdgezeigt, wie sich die Temperatur in Ihrer Gemeinde in den letzten 137 Jahren entwickelt hat.
https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-12/klimawandel-globale-erwaermung-warming-stripes-wohnort
Der Globus befindet sich im Wandel und wir reden immer noch. Die Prozesse haben begonnen und selbst wenn wir von heute auf morgen die Emissionen auf null setzen würden, so würde es noch lange dauern, bis diese „Lawine“ gestoppt wird. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass der aufgetaute Boden die Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) freisetzen wird. Und die freigesetzten Gase werden ihrerseits den Treibhauseffekt verstärken und somit den Prozess des weiteren Auftauens beträchtlich beschleunigen.
Die Abholzung von Wäldern führt erst zu lokal feststellbaren Klimaveränderungen, aber wie wir wissen, sind sie global. Ein Beispiel: das Abholzen der Wälder des Amazonas hat zur Folge, dass weniger Feuchtigkeit gespeichert wird, um sie zu gegebener Zeit wieder abzugeben, den Regenzyklus beizubehalten. Studien besagen zudem, dass durch den Bau von Stauseen die Situation noch schlimmer wird und eines Tages der Regen im Süden Brasiliens ganz ausbleiben wird. Dort nämlich, wo heute sehr intensive Landwirtschaft betrieben wird. Also werden auch Nahrungsmittel knapp werden.
Dezember 2019: Ein Kontinent auf der Kippe
Auf dem langen Weg vom Atlantik nach Westen bis tief in das Amazonas-Becken hinein kann sich dieses Recycling des Regens fünf- bis sechsmal wiederholen. Dann werden die feuchten Winde von der teilweise über 6000 Meter hohen Gebirgskette der Anden nach Süden abgelenkt und liefern dem Süden Brasiliens, Uruguay und dem Norden Argentiniens bis in die Gegend von Buenos Aires die Regenfälle, auf die Bauern und Viehzüchter dort dringend angewiesen sind. Das Amazonas-Becken entpuppt sich so als Klimamotor für große Teile Südamerikas.
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/kontinent-auf-der-kippe-was-der-raubbau-am-regenwald-fuer-suedamerika-bedeutet/25357820.html
November 2019: Um den Amazonas ist es womöglich bereits in zwei Jahren geschehen. Forscher und Ökonomen schlagen Alarm und warnen vor einem verheerenden Kipppunkt: Wenn die Rodung im aktuellen Tempo weitergeht, dann trocknet der Regenwald unumkehrbar aus.
https://www.focus.de/wissen/natur/kohlenstoff-katastrophe-warum-der-amazonas-regenwald-in-2-jahren-verloren-ist_id_11298270.html
Und eine Versteppung einer Region hat zur Folge, dass irgendwo anders Fläche für die Landwirtschaft genutzt werden muss. Die Menschheit braucht zudem immer mehr Fläche, da die Bevölkerung auf der Erde immer weiter wächst, ein weiteres Problem. Die Zerstörung würde also weiter zunehmen.
Aber nun zurück nach Europa. Auch hier haben wir das Problem der Versteppung, der Austrocknung von Land. In Spanien ist das Problem bereits akut und das ganz sicher nicht nur dort.
Spanien droht Verwüstung, das Grundwasser geht zurück, es wird heißer.
Bis 2040 könnte die Temperatur in manchen Regionen des Mittelmeerraums um 3,8 Grad steigen, so eine Studie der Union fürs Mittelmeer.
https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-12/spanien-pistazien-landwirtschaft-klimawandel-trockenheit-hitze-wassermangel
Der Mensch verliert die Kontrolle über den Klimawandel
Die Klimaschutzziele der Regierungen reichen nicht, um eine gefährliche Kettenreaktion zu verhindern. Der Mensch verliert die Kontrolle über den Klimawandel.
- 16 Kippelemente werden durch die steigenden Temperaturen ausgelöst
- Kontrolle über den Klimawandel geht verloren
- Mensch hat nur noch wenige Jahre um gefährliche Kettenreaktion zu stoppen
https://www.fr.de/politik/klimawandel-mensch-verliert-kontrolle-ueber-klima-13483572.html
2. Konflikte um Wasser
Wir stehen nun unmittelbar vor Konflikten um Wasser und das ist schon lange bekannt. Spätestens seit den 90er-Jahren sprach man davon, dass es in der Zukunft Kriege um Wasser gäbe. (siehe auch Scinexx von 1999: https://www.scinexx.de/dossier/krieg-um-wasser/).
Anfang 2007 schockierte der UN-Klimabericht die Weltöffentlichkeit. Ganz eindeutig stellten die 2500 beteiligten Wissenschaftler darin fest, dass der Mensch die Schuld am Klimawandel trägt. Zwar war auch zuvor schon von Wissenschaftlern eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt worden, zum ersten Mal jedoch scheint es keinen Zweifel mehr an den Erkenntnissen zu geben. Zudem sind die Folgen weit dramatischer als bislang angenommen. (https://www.tagesschau.de/klima/hintergruende/ipccbericht104.html )
2a. Vierter Sachstandsbericht „Climate Change 2007“ – AR4
Der 2007 vorgestellte 4. Sachstandsbericht, Fourth Assessment Report „Climate Change 2007“ – AR4, macht deutlich, dass der Einfluss des Menschen auf das Klima ein wissenschaftlicher Fakt ist und die zu beobachteten Klimaänderungen anthropogen, d.h. durch den seit 1750 enorm gestiegenen Verbrauch fossiler Brennstoffe, verursacht sind. Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass die Effekte des Klimawandels regional unterschiedlich sind. Vor allem Länder des Südens sind verstärkt von einer Temperaturzunahme, einem steigenden Meeresspiegel und einer Zunahme der Wetterkatastrophen betroffen.
Der Bericht auf der Homepage der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: https://www.lpb-bw.de/ipcc-ar4
Der Report des ICC plus Zusatzinformationen: https://www.ipcc.ch/report/ar4/wg1/
2b. Wassermangel
Die letzten beiden Jahre zeigen uns die Dramatik deutlich auf. Der Wassermangel ist gar in Deutschland angekommen, etwas, was bisher für unmöglich gehalten wurde. Nun kommt es zum Streit zwischen Konsument*innen und Landwirtschaft.
https://www.dw.com/de/warum-deutschland-%C3%BCber-wasser-streitet/a-49919162
In Indien kam es im Frühjahr 2018 zu Trinkwasserknappheit und da sprachen Experten davon, dass in etwa fünf Jahren die 21 größten Städte Indiens ohne Wasser sein werden. Im Frühjahr 2019 litten rund 600 Millionen Menschen unter großer bis extremer Wasserknappheit und es hieß, dass schon im Jahr 2020 das Wasser ganz ausgehen wird.
https://www.sueddeutsche.de/wissen/chennai-wasser-1.4498859-2
Es ist davon auszugehen, dass sehr viele Menschen (Millionen) aus Indien fliehen werden, ganz sicher nicht nach China, sondern wohl in erster Linie nach Europa, andere vielleicht in andere Regionen. Und es ist nicht nur Indien, das unmittelbar vor Problemen steht, sondern es sind viele weitere Länder. Was tun wir dann? Wir haben nicht nur den Klimawandel, sondern damit verbunden viele Konflikte und Fluchtbewegungen anstehen. Und damit natürlich auch militärische Konflikte!
Lasst uns das verhindern!
3. Wie kommen wir aus diesem zerstörerischen System raus?
Die Welt muss wieder ins Gleichgewicht kommen. Nur dann, im Gleichgewicht mit ihrer Flora und Fauna, dazu mit einem Respekt vor Natur und Mensch, werden wir es schaffen. Wir müssen unser Verhalten und Leben ändern und das ohne Zeit zu verlieren. Die Erde befindet sich im Umbruch, wie eine Lawine, die sich immer schneller auf den Abgrund zu bewegt. Es ist heute schon schwierig, den Klimawandel zu stoppen (siehe die Folgen der Erwärmung der Tundra). Die Erde selbst wird überleben, zu einem neuen Gleichgewicht finden, unsere Kinder eventuell nicht.
Wir müssen so viel wie möglich wieder gut machen, also aufforsten, auf Raubbau verzichten und zu einem ruhigeren Leben zurückfinden. Das System Wirtschaftswachstum funktioniert nicht, es zerstört. Und wenn wir nicht weiter nach immer mehr streben, haben wir auch für uns selbst mehr Zeit, für unsere Familie etc. Wir haben dann weniger Stress im Leben.
Ich (Ralf Henze) habe schon mehrmals Freunde zu einem indigenen Dorf in Brasilien mitgenommen. Der Anführer (auch Schriftsteller) erzählt und zeigt uns ihr Leben. Olívio Jekupe beginnt damit, dass sie immer wieder aufgefordert werden, in die Stadt zu ziehen, aber das wollen sie nicht. Wir sollten doch einmal unser Leben anschauen. Wir sind den ganzen Tag in Hetze, um unseren Verpflichtungen nachzukommen, unsere Rechnungen zu bezahlen. Und sie? Vormittags kümmern sie sich um ihre Anpflanzungen, ihre Ernährung und um ihr Haus. Nachmittags haben sie Zeit für ihre Kinder und die Gemeinschaft. Er zeigt auf eine Frau und sagt, dass sie 75 Jahre alt sei – sie hat keine grauen Haare. Ein anderer Mann aus der Gemeinschaft ist 65 und sieht wie etwa 50 Jahre alt aus. Sie haben nicht den Stress wie wir, haben ein ausgeglicheneres Leben als die meisten von uns. Und weniger glücklich als wir sind sie definitiv nicht, das kann man sehen, wenn man durch das Dorf und an den See geht.
Sie leben im Einklang mit der Natur, bewahren, zerstören nicht, haben kein Streben nach „Mehrwert“. Fast alles gehört der Gemeinschaft und nicht dem Einzelnen. Damit werden einige Konflikte in einer Gesellschaft vermieden. Und viele Völker treffen Entscheidungen gemeinsam, kollektiv, benötigen dazu lediglich eine moderierende Person anstatt eines Führers.
Wenn das meiste der Gesellschaft/Gemeinschaft gehört, dann gibt es eine andere Einstellung in ihr. Das sehen wir doch selbst, schon in der Familie. Es gibt weniger Streit, weniger Verlangen, auch etwas zu besitzen, eben weil es allen dieser Gemeinschaft gehört.
Und wenn moralische Ansprüche in einer Gesellschaft geschätzt werden, so werden sie auch von anderen übernommen. So gibt es in Guatemala ein Volk, für das Diebstahl so schlimm wie eine Gewalttat angesehen wird. Dadurch gibt es so etwas nicht, nicht einmal etwas von außerhalb dieser Gesellschaft wird sich angeeignet. Findet jemand etwas, so wird recherchiert, ob es jemandem gehört.
Die meisten schauen auf diese Völker herab, aber vielleicht ist ihre „einfache“ Denkweise und ihr Leben besser? Wir können immer von anderen lernen. Ich habe Länder gesehen, in denen die Hygiene viel weiter ist als in Deutschland. Und ein anderes Beispiel ist Ruanda, das seit Jahren Plastiktüten verboten und den Gebrauch von anderem Plastik eingeschränkt hat – aus Umweltschutzgründen. Ruanda ist eines der ärmsten Länder auf der Erde. Und wir?
Wir müssen nicht zurück in simple Hütten und brauchen auch keinen Kommunismus (der eine Diktatur mit dem Streben nach Besitz weniger ist), sondern wir brauchen eine andere Lebensweise und Gesellschaft, die dem Planeten und uns selbst nützt. Es wäre auch eine Erneuerung der Demokratie.
Dieses Projekt einer lebenswerten und lebenden Gesellschaft und Erde müssen wir entwickeln, ganz schnell!
Weitere Links:
Debattenbeitrag zum grünen Grundsatzprogramm: Für einen Entzug von der Droge Wachstum
https://www.gruene.de/artikel/fuer-einen-entzug-von-der-droge-wachstum
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