Schon seit jeher gab es Völker, die nach immer mehr Macht und Besitz strebten. So einst die Hellenen, später vor Allem die Römer, die einen großen Teil Europas und des Mittelmeerraumes einnahmen. Natürlich hielt man sich für etwas Besseres, dominierte und beutete aus. Es gab Vorurteile gegenüber anderen Völkern, sie waren einfach dumm und unzivilisiert. Ausschlaggebend war ihre Lebensweise, das Aussehen spielte keine Rolle. Aber wenn sie sich integrierten, so wurden sie als gleichwertig betrachtet.
Die Erfindung des Rassismus
Der Rassismus kam erst im Mittelalter in Spanien auf. Die Christen erhoben erstmals den Anspruch, ihre Religion sei die einzig wahre Religion. Jahrhundertelang lebten Christen, Juden und Muslime friedlich miteinander. Im 15. Jahrhundert vertrieb dann das spanischer Herrscherpaar mit der Hilfe jüdischer Geschäftsleute die letzten Mauren aus Spanien. Dass die Juden so viel Einfluss hatten, passte fanatischen Christen nicht, die nun Druck auf das Herrscherpaar ausübten.
Schließlich wird im Jahr 1492 vom Herrscherpaar das Alhambra-Edikt erlassen, nach dem alle Jüdinnen und Juden das Land innerhalb einer Frist das Land zu verlassen haben. Wer danach noch im Land lebt, werde mit dem Tode bestraft. Der Verdacht, dass manche Juden nur zum Schein zum christlichen Glauben übergetreten seien, bringt die Frage nach der „Reinheit des Blutes“ auf. Und der Begriff der Rasse wird ein Thema.
Spanien war Weltmacht, hatte großen Einfluss auf ganz Europa, war Vorbild für andere Länder. Mit Magellans Erdumrundung hatte man den Beweis, dass die Erde nur eine Kugel, also ein begrenzter Raum war. Man wollte so viel wie möglich davon besitzen. Andere Völker wurden als niedere Rassen bezeichnet, ihnen per Fake-News Kannibalismus und anderes unterstellt. Damit konnte man ihre Unterdrückung und Versklavung rechtfertigen.
Heute wissen wir, dass wir Menschen alle des gleichen Ursprungs sind, dieser in Afrika liegt. Wir sind also eine Rasse.
Die katholische Kirche ist bis heute dabei
Dennoch passt es auch heute noch vor Allem Weißen ins Weltbild, von verschiedenen Rassen zu reden, hilft es doch bei der Ausbeutung anderer. Wir Weißen haben mehr Ahnung von Allem, sind die besseren Menschen und unsere christliche Religion ist die wahre Religion nach der wir natürlich auch alle handeln.
Die christliche Kirche war bei der Eroberung der Welt immer vorne dabei. Die katholischen Kirchen in Europa strotzen nur vor geraubtem Gold und und bis heute gab es von ihr kein Eingeständnis ihrer Schuld, daher auch keine Wiedergutmachung.
Was die Kirche nicht kostete, war sich für den Missbrauch und das Morden indigener Kinder in Kanada ab den 1880er-Jahren bis in die 1970er-Jahre zu entschuldigen. Dennoch dauerte es über ein Jahr, bis der Papst sich aufraffte und nach Kanada reiste, um nicht viel mehr als sein Bedauern auszudrücken.
Die katholische Kirche „kümmerte“ sich intensiv um indigene Völker in Brasilien, es gab Aufrufe, die Bekehrung zu intensivieren. Dann verschwand sie plötzlich, als die Indigenen unter Bolsonaro und dann auch noch unter dem Coronavirus litten. Gerade jetzt, wo sie dringend Hilfe benötigt hätten, war die Kirche verschwunden.
Ausbeutung bis heute – Extraktivismus
Mit der Kolonialisierung begann die Ausbeutung der Kontinente durch die Europäer. Rohstoffe wurden gewonnen und exportiert, die Weiterverarbeitung fand überwiegend in Europa statt. Und dieser Extraktivismus hält bis heute an.
Als Extraktivismus (span. extracivismo) wird der Abbau von Rohstoffen zum Zweck des Exports auf den Weltmarkt bezeichnet. Dabei kommt es im Herkunftsland, meist im Globalen Süden, oft zu Landraub, Vertreibung, verstärkten Umweltbelastungen und Zerstörung von Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung. Die Bearbeitung der Rohstoffe und die Wertschöpfung finden hingegen überwiegend im Zielland – oft im Globalen Norden – statt. Häufig setzen sich im Extraktivismus koloniale Beziehungen fort. Neo-Extraktivismus bezeichnet ein extraktivistisches Wirtschaftsmodell unter Kontrolle des Staates. Dabei werden die Gewinne zugunsten der sozialen Situation der einheimischen Bevölkerung eingesetzt. Die Folgen des Extraktivismus für Mensch und Natur werden diesem Ziel untergeordnet.
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Vom herkömmlichen Kolonialismus zum Extraktivismus
Dazu mehr am Beispiel Lateinamerika, aber es gilt genauso für Afrika und andere Regionen des Globus. Der Schweizer Jean Ziegler, von 2000 bis 2008, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, sagte einst, dass der heutige Kolonialismus schlimmer sei als der frühere durch Staaten. Der Extraktivismus ist nichts anderes als eine Weiterentwicklung des Kolonialismus, nun aber in erster Linie in den Händen internationaler Konzerne, mit Unterstützung ihrerHerkunftsländer. Es ist koloniale Moderne.
Die von Spanien generierte Sicht auf die Völker Amerikas als Barbaren und Unterentwickelte, die nicht arbeiten wolle, rechtfertigte die „Hilfe“ und Ausbeutung von Mensch und Natur, so der englische Philosoph John Locke 1689 in seinen „Zwei Abhandlungen über die Regierung“. Mit der wachsenden Ausdehnung der Kolonialisierung und Ausplünderung wurde die Erde zerstört und sie wird es heute noch. Die Bewohnbarkeit des Planeten nimmt ab und die Bewohnbarkeit wird zerstört.
Mit der Eroberung Lateinamerikas verloren 56 Millionen Menschen ihr Leben. Dann gab es den riesigen Sklavenhandel, bei dem über vier Jahrhunderte mehr als 12 Millionen Menschen von Afrika nach Amerika zur Ausbeutung deportiert wurden. Später waren auch arme Europäer willkommen. Diese mussten nicht wie die Sklaven gekauft werden, sie arbeiteten für einen Hungerlohn und wenn einer ausfiel, so gab es kostenlosen Nachschub.
DIe Stadt Potosi in Bolivien war im 16. und 17. Jahrhundert weltweit der wichtigste Ort für die Gewinnung von Silber. Der dadurch erlangte Reichtum ermöglichte den Waffenbau und hatte damit Einfluss auf die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Mächten Europas.
Aber auch intensive Landwirtschaft diente ausschließlich der Ausbeutung von Land und Menschen. Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle und einiges mehr wurden auf riesigen Plantagen für den Export angebaut, auf Kosten von Flora und Fauna.
Die Loslösung von Spanien und Portugal änderte nichts am System der Ausbeutung. Die Mächtigen in den gegründeten Ländern bestimmten nun das Geschehen und tun es heute noch, zusammen mit internationalen Konzernen. Ein sehr großter Teil der gemachten Gewinne fließt ins Ausland.
Präsident Salvador Allende von Chile begann einst mit Änderungen, um die Situation für die Menschen im Land zu verbessern. Er verstaatlichte unter anderem Kupferminen und Lagerstätten, die in den Händen zweier US-Bergbauunternehmen waren und die 40 Prozent des Weltmarktes für Kupfer abdeckten. Dies konnten die USA nicht zulassen und sie unterstützen General Pinochet beim Putsch. Die Verbindungen zwischen Pinochet, dem in Deutschland gesuchten Paul Schäfer, den deutschen Geheimdiensten und der deutschen Politik und den USA wird hier in einer Recherche aufgezeigt. Pinochet änderte auch das Rechtssystem, so dass ausländische Investitionen und der Zugang zu Chiles Ressourcen geschützt waren. In den 90er Jahren setzten IWF und Weltbank ihre Forderungen nach einer übernahme dieses Systems in der gesamten Region durch (Washington Consensus).
In den Folgejahren explodierte der Weltmarktanteil der in der Region geförderten Mineralien regelrecht, ebenso die Zunahme enormer Abholzungen für Plantagen in den Händen ausländischer Investoren, damit auch der Markt für gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO). Und seit ein paar Jahren kommt der Boom auf das „weiße Gold“ Lithium hinzu, das für die Elektromobilität notwendig ist. Ein Ende des Extraktivismus ist nicht in Sicht.
Umweltzerstörung, Armut, Ungleichheit, Gewalt und politische Instabilität nehmen in der Region zu. Ist das ein Wunder? Dieses System zerstört letztendlich alles, am Ende gar das Leben auf dem Planeten.
Und dieses Denken heute basiert auf dem Rassismus, der im 15. Jahrhundert generiert wurde und ist offensichtlich auch das, was die Nationalsozialisten gesteuert hat und nun wieder bei der AfD zu sehen ist, Weiße sind etwas Besseres, erst recht wir Deutsche! Wir müssen auf die Reinheit unseres Blutes achten.
Wie wollen wir den Planeten retten, wenn wir weitermachen? Nun das Litium und anderes aus der Erde holen, ohne an die Auswirkungen für die Menschen und Natur vor Ort oder global denken? Wir befinden uns kurz vor dem Ende und es interessiert nicht, wir machen weiter wie bisher!
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