Grüner Wasserstoff soll teil der Energiewende in Deutschland und Europa sein. Da dieser zum Beispiel in Afrika preiswerter produziert werden kann, werden Verträge mit den Staaten geschlossen. So mit der Demokratischen Republik Kongo für ein riesiges Wasserkraftwerk. Dass Menschen und Natur leiden werden, das interessiert nicht.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) schreibt selbst auf seiner Homepage im Juli 2023: „an diesem natürlichen Reichtum ist der Großteil der Bevölkerung jedoch nicht beteiligt. Viele Menschen leiden unter den Folgen von Korruption, Misswirtschaft, illegalem Ressourcenhandel und fehlender staatlicher Präsenz.“ Ebenso wirbt das BMZ auf der Homepage, dass damit die Energieversorgung im Land verbessert würde und das Land Energie ins südliche Afrika exportieren könne. Kein Wort fällt zu grünem Wasserstoff und keines zu den Bedingungen der Investitionen.
Im Jahr 2020 wurde bereits in Medien berichtet, dass eine deutsche Unternehmerdelegation das Land besuchte. Es ginge um 50 Milliarden Euro an Investitionen, mehr als das Bruttoinlandsprodukt der DR Kongo. Ganz vorne mischte auch der Afrika-Beauftragte von Ex-Bundeskanzlerin Merkel, Günter Nooke, mit. Dessen Einstellung zu Afrika ist hanebüchen. Es gibt reichlich belegte Äußerungen von ihm, so auch: „Der Kolonialismus hat dazu beigetragen, den Kontinent aus archaischen Strukturen zu lösen.“
Bei grünem Wasserstoff muss auch bedacht werden, dass der Strom in diesen umgewandelt und zur Verflüssigung stark gekühlt werden muss. Für den Transport werden Tiefseehäfen und Schiffe benötigt, was ebenfalls viele Ressourcen und Energie verschlingt.
Kein Strom für die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo
Der Strom ist längst verkauft! Im Jahr 2013 verpflichtete sich Südafrika in einem Vertrag mit der DR Kongo zur Abnahme von 2500 MW. Dieser Vertrag ist Grundlage für alle Investorengespräche. 6000 Megawatt des neuen Kraftwerks Inga III sollen für den eigenen Bergbau und für die energetisch unterversorgte Hauptstadt Kinshasa verwendet werden. Nur 10 % der Bevölkerung haben überhaupt einen Stromanschluss.
Durch den Bau wären große Schäden die Folge
Der Bau würde erhebliche soziale und ökologische Schäden verursachen. Es käme zu großen Zerstörungen der Natur, Menschen würden zwangsumgesiedelt werden. Und durch den Staudamm würde die Fließgeschwindigkeit des Flusses reduziert werden. Hierdurch würde der Transport von Sedimenten wegfallen, was das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen würde, bis hin im Mündungsgebiet im Atlantischen Ozean. Das Verrotten von Wasserpflanzen im Stausee würde CO₂ freisetzen.
Wird der Klimawandel so gestoppt?
Das wird er wohl kaum. Hier wird mit allen Mitteln Greenwashing betrieben, ganz im Sinne der Interessen des Kapitals. Während vor Ort Menschen leiden, die Umwelt zerstört wird, soll in Deutschland etwas als „grün“ verkauft werden. Und vor Ort profitieren lediglich einige wenige, nämlich die das Sagen haben.
Für den Einstieg Deutschlands in dieses Projekt gibt es keine andere Erklärung, ist doch die Weltbank schon vor Jahren ausgestiegen und auch China tut sich sehr schwer damit.
Update am 20.12.2023:
Präsidentschaftswahl in Kongo: Zwischen Gewalt und Manipulation
Mehr als 40 Millionen Menschen sind in der Demokratischen Republik Kongo zur Wahl neuer Parlamente und eines neuen Präsidenten aufgerufen. Aber Gewalt und Betrugsvorwürfe überschatten den Urnengang.
weiterlesen bei Tagesschau
Unruhen und Verspätungen kennzeichnen den Beginn der Parlaments- und Präsidentschaftswahl. UN-Sicherheitsrat will Blauhelme abziehen.
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Google Maps:
Artikel zum Vertiefen:
Demokratische Republik Kongo:
Land mit extremen Herausforderungen (BMZ)
Juli 2023 – Die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) ist flächenmäßig der zweitgrößte Staat Afrikas. Das Land verfügt über riesige tropische Regenwälder, große Süßwasserreserven und wichtige Rohstoffvorkommen. An diesem natürlichen Reichtum ist der Großteil der Bevölkerung jedoch nicht beteiligt. Viele Menschen leiden unter den Folgen von Korruption, Misswirtschaft, illegalem Ressourcenhandel und fehlender staatlicher Präsenz.
weiterlesen bei Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
BMZ: Energieversorgung verbessern, Stromkosten senken
19.07.2023 – Die Demokratische Republik Kongo gewinnt elektrische Energie fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. So hat das Land das größte Wasserkraftpotenzial Afrikas – es wird auf rund 100 Gigawatt geschätzt. Wasserkraft ist eine kostengünstig zu erschließende erneuerbare Energie und könnte neben der DR Kongo auch die Exportmärkte im südlichen Afrika versorgen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit trägt dazu bei, dieses Potenzial in der Region der Großen Seen besser auszuschöpfen.
weiterlesen bei Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
„Grüner“ Wasserstoff aus dem Kongo:
Energiewende auf Afrikas Kosten
12.10.2020 – Mit Strom aus den Wasserkraftwerken am Kongo-Fluss will Deutschland „grünen“ Wasserstoff gewinnen. Dabei bräuchte Afrika den Strom selber.
weiterlesen bei taz
Wasserstoffproduktion beim Mega-Staudamm Inga 3 am Kongo-Fluss?
27.08.2020 – Afrikabeauftragter der Bundesregierung träumt von „grünem“ Stromexport, der gar nicht so grün ist.
weiterlesen bei GegenStrömung
Mega-Staudamm INGA 3 in der DR Kongo: Wie ein durch massenhaften Widerstand einst verhindertes reaktionäres Projekt jetzt von der BRD wieder belebt werden soll
21.12.2020 – „Ich werbe innerhalb der Bundesregierung für mehr Unterstützung für dieses Projekt“, sagt Günter Nooke, persönlicher Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin, zur DW.
In dem Artikel werden die Verwuickungen von Personen und Unternehmen aufgezeigt…
weiterlesen bei LabourNet
Grand Inga – ein „Weißer Elefant“ im Kongo
2014 – Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo verspricht, Grand Inga werde Licht in die Hütten des Landes bringen und die Wirtschaft erblühen lassen. Verlockend in einem Land, in dem über 90 Prozent der Bürger keinen Stromanschluss haben. Ab Oktober 2015 sollen die Bagger rollen. So weit die Theorie.
- Schlechte Erfahrungen mit Inga 1 und 2
- Menschen und Natur leiden unter Grand Inga
weiterlesen bei Regenwald.org
Zwangsumsiedlungen und Umweltzerstörung: Megastaudamm INGA 3 in der DR Kongo ist keine Lösung für die deutsche Energiewende
Die Pläne für Inga 3 wecken Erinnerungen an das Desertec Projekt. Dieses sollte Sonnenstrom in Nord-
Afrika für den europäischen Markt produzieren. Doch dazu ist es aus verschiedenen Gründen nicht gekommen. Unter anderem wurde kaum berücksichtigt, wie die Menschen in den Exportländern von den geplanten Kraftwerken profitieren. Dieselbe Lücke zeichnet sich bei der Planung für Inga 3 ab. Dabei sollte aus entwicklungspolitischer Sicht der Aufbau einer Wasserstoffproduktion in der DR Kongo zuerst den Menschen vor Ort zu Gute kommen. Das Gegenteil wäre der Fall: die Umsetzung von Inga 3 würde erhebliche soziale und ökologische Schäden verursachen und darüber hinaus die Integrität der Wasserstofftechnologie in Frage stellen.
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