Befinden sich unsere Sozialssysteme im freien Fall?

Sozialsysteme im AbsturzDas deutsche Gesundheitssystem befindet sich schon lange in einer Krise und steht vor dem Kollaps. Trifft es demnächst das gesamte System?

Nicht erst seit Corona wächst die Zahl der offenen Stellen im Gesundheitssystem, dies geschieht bereits seit Jahren rapide. Dagegen wurde nichts getan, wie eine bessere Bezahlung sowie bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Stattdessen steht bei Gesundheitsminister Spahn seit Amtsantritt eine Reduzierung der Kliniken in Deutschland an, zugunsten der Klinikkonzerne. Natürlich können so Kliniken ihr Personal mit den dann freigewordenen Kräften auffüllen. Nicht eingegangen in die Überlegungen ist aber, dass es nicht weniger Menschen geben wird, die im Krankenhaus eine Behandlung benötigen.

Mit der Privatisierung vieler Kliniken in den 90ern (Kommunen verkauften), begann die Gewinnorientierung im Gesundheitssystem. Investoren wollen Renditen haben. Dafür wurde an Personal gespart, die Arbeitsbelastung wuchs für ein bis heute niedriges Einkommen. Nicht selten müssen Dokumentationen in den Arbeitspausen erledigt werden, weil ansonsten keine Zeit dafür ist.Und die Gewinne werden von wem bezahlt? Von den Versicherten!

Im Dezember 2019 fehlten bereits 17.000 Pflegekräfte, ebenso einige tausend Mediziner. Vor knapp zwanzig Jahren zogen manche Ärzte nach Norwegen, andere machten Wochenenddienst in Großbritannien, wo sie mehr verdienten als mit einem Fulltimejob an einem deutschen Krankenhaus. Wer von den Pflegekräften in der Schweiz einen Job fand, ging dorthin. In Deutschland gibt es für sie so ziemlich die schlechtesten Arbeitsbedingungen weltweit, in anderen Ländern haben sie teils viel weniger Patient*innen zu betreuen (siehe Grafik weiter unten).

War das System schon vor der Coronapandemie am Limit, so verschärfte sich die Situation mit der Pandemie rapide. Erst kündigte Gesundheitsminister während der ersten Welle eine Coronaprämie in Höhe von 1500 Euro für das Personal an, dann herrschte Schweigen. Der Druck stieg von Seiten des Personals und da schob Spahn die Verantwortung auf die Länder ab. Und dort wurde dann weiter reduziert, wer denn die Prämie erhält. Die Fachkräfte wurden verarscht, das Klatschen für ihre Leistung war anscheineng genug des Guten. 9000 Pflegekräfte verließen während der ersten Welle den Beruf, weil sie nicht mehr konnten. Nun zirkuliert der Begriff Pflexit durch das Land, jede dritte Pflegekraft überlegt den Ausstieg aus dem Beruf, die meisten wissend, dass sie arbeitslos sein werden, bei Selbstkündigung gar erst mit einer Sperre des Arbeitslosengeldes erhalten.

Das Gesundheitssystem ist wohl symptomatisch für das, wie es um unser gesamtes System steht und die Coronapandemie dürfte den Zusammenbruch beschleunigen. Die Politik kümmert sich herzlich wenig darum, hat bisher keine Pläne für das danach entwickelt.

In der Hoffnung auf ein Weiter so, wurden Insolvenzverfahren ausgesetzt. Experten gehen inzwischen von vielen Zombiefirmen aus. Es gibt viel Kurzarbeit, Konzerne erhielten Milliardenhilfen. Läden, Restaurants und Kneipen schließen, Selbständige sind ohne Einnahmen und und und.. Im Jahr 2020 verloren trotzdem eine Million Menschen ihren Job. Darunter sind viele Minijobber, die keinen Ansppruch auf Arbeitslosengeld haben. Man sollte also dabon ausgehen, dass es nach der Krise viele arbeitslose Menschen mehr geben wird, der Staat verfügt gleichzeitig über immer weniger Geld. Was dann? Es ist kaum zu erwarten, dass die Reichen zur Kasse gebeten werden, es wird wohl bei den Hilfen für die Bedürftigen gespart werden. Man kann sich bereits darauf vorbereiten: seit einigen Tagen gibt es die Diskussion, das Rentenalter weiter zu erhöhen, CDU-Kanzlerkandidat Laschet befürwortet dies.

Wo wird das alles enden? Mit hunderttausenden Menschen, die auf der Straße leben und nicht genügend zu essen haben? Es gibt ja bereits eine steigende Zahl von Menschen, die einen Vollzeitjob haben, sich aber keine Wohnung leisten können.

Wir müssen uns solidarisch zeigen mit den heutigen Betroffenen, denn morgen kann es uns treffen.

 

Pflegerin: „Lieber Gott, mach, dass hier jetzt nichts mehr passiert“

19.12.2019 – Christina H. hat vier Jahre lang als Pflegerin gearbeitet. Dann hielt sie es nicht mehr aus. Der Beruf hätte sie auf Dauer krank gemacht, sagt sie.

Woran liegt es, dass in Deutschland so viele Stellen für Pflegekräfte unbesetzt bleiben? Christina H.* hat vier Jahre lang in einer westdeutschen Großstadt als Pflegefachkraft gearbeitet. Das Examen bestand sie mit einer Bestnote, den Beruf fand sie immer spannend. Doch nach Stellen in einem Krankenhaus, in einem Seniorenheim und in einer Rehaklinik kündigte sie und wechselte die Branche. Was sich ändern müsste, damit sie wieder als Pflegerin arbeitet, erzählt sie hier.  

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Krankenhaus-Barometer: Personalmangel in Kliniken immer größer

27.12.2019 – Nicht nur in Pflegeheimen herrscht ein akuter Mangel an Fachkräften. Auch in Kliniken wird verschlimmert sich die Situation. Vier von fünf Krankenhäusern hätten Probleme, offene Stellen zu besetzen, heißt es in einem Bericht.

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Sächsische Krankenhausgesellschaft: Pflegekräfte aus dem Ausland lösen das Problem nicht

02.10.2019 – Von Jens Spahns Plänen, Pflegekräfte in Mexiko abzuwerben, hält die sächsische Krankenhausgesellschaft nichts. Das ist nicht nur teuer, sondern auch nicht nachhaltig, meinen Klinik-Experten. Auch das Beäugen der vorhandenen Kapazitäten bei Teilzeitkräften sehen sie kritisch.

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Hans-Böckler-Stiftung: Arbeitsbedingungen in der Pflege

26.03.2021 – In Deutschland herrscht schon seit Jahren Pflegenotstand. Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen, in der Pflege und Krankenhäusern, sind schon seit langer Zeit schlecht. Während der Corona-Pandemie hat sich daran vieles noch verschärft und leider wenig gebessert

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Pflegepersonaluntergrenzen: Eine Ohrfeige für das Pflegepersonal

2018 – Lediglich für vier Kernbereiche der Krankenhäuser sieht die neue Verordnung des Bundesgesundheits-ministeriums Personalvorgaben vor. Durch Verlegungen von Patienten, Umbenennen oder Zusammenlegen von Stationen oder Verlagerung von Aufgaben können selbst diese minimalen Vorgaben umgangen werden.

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Infografik: Deutsche Krankenpfleger am Limit | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

 

Pflegenotstand durch Corona – Warnung vor „Flucht von der Bettkante“

01.04.2021 – Die Corona-Pandemie hat den Pflegenotstand in Deutschland verschärft. Experten haben Sorge vor einer „Massenflucht“ von Arbeitskräften und fordern eine Pflegesystemreform.

  • Nach aktuellen Schätzungen fehlen 45.000 Arbeitskräfte in der Kranken- und Altenpflege.
  • Pflegeexperten befürchten pandemiebedingt eine Kündigungswelle.
  • Pflegefachkräfte fordern von der Politik eine verantwortungsvolle Pflegesystemreform.

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Überlastete Krankenhäuser: Ein Drittel der Intensivpflegenden will aufhören

23.04.2021 – Die Arbeitsbelastung in deutschen Kliniken ist im Zuge der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Rund 72 Prozent der Intensivpflegenden fühlen sich inzwischen überlastet – das zeigt eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin. Den Krankenhäusern könnte eine Kündigungswelle bevorstehen.

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Corona-Folgen im Jahr 2020: Mehr als eine Million Jobs verloren

24.04.2021 – Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr auch auf dem Arbeitsmarkt deutliche Spuren hinterlassen: Insgesamt verloren mehr als eine Million Beschäftigte ihren Job – trotz Milliardenausgaben für das Kurzarbeitergeld.

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Wegen steigender Staatsverschuldung: Führende Ökonomen raten zur Anhebung des Rentenalters

15.04.2021 – Die Pandemie schwächt die Wirtschaft länger als erwartet. In ihrer Gemeinschaftsdiagnose korrigieren die Forscher die Konjunkturprognose für 2021 nach unten.

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Keine Rente mit 63: Laschet unterstützt längere Lebensarbeitszeit

23.04.2021 – Die Rente mit 63 habe er immer für falsch gehalten, sagte der Kanzlerkandidat der Union am Freitag auf den Familienunternehmertagen 2021 in Berlin.

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