Mit zwei Beinen auf einer Erde[1] –
von Hartwig Berger, 10/2024
- Planetare Grenzen als doppelte Aufgabe
- Klimaschutz als ethische Norm
- Klimabewusstsein im Licht der Sozialforschung
- Wie für planetare Grenzziehung werben?
- Im Netz des Lebens
Zusammenfassung
1. Sozialstudien weisen darauf hin, dass Bestrebungen zur Einhaltung Planetarer Grenzen eher überzeugen, wenn sie mit gleichzeitigem Bemühen um mehr sozialer Gerechtigkeit und einer Beachtung sozialer Belange einhergehen .
2. Ob überhaupt Achtung planetarer Grenzziehungen eine allgemeingeltende ethische Norm sein kann, wird in einem Exkurs zur Klimaethik nachgegangen. Eine „weltbürgerlich“ ausgerichtete Ethik des Klimaschutzes erweist sich zwar überzeugungsfähig, hat jedoch hinsichtlich ihrer Handlungswirksamkeit nur eine schwache Basis.
3. Dem wird anhand von Umfragen zum Klimabewusstsein näher nachgegangen. Angst und Sorge um einen Klimakollaps sind ganz überwiegend feststellbar, doch bleibt die Bereitschaft gering, daraus Konsequenzen für die eigene Lebensführung zu ziehen. Überwiegend wird erwartet, dass Maßnahmen zum Klimaschutz „zumutungsfrei“ erfolgen. Zudem erhöht die Wahrnehmung der Folgen einer zunehmenden Erderhitzung nicht die Bereitschaft zu handeln, sondern verstärkt eher die Tendenz Wirkungen und Verursachung eines Klimawandels überhaupt zu leugnen. Deutlich stärker gilt das für Wähler*innen nationalistischer und autokratisch orientierter Parteien. Gesehen wird das als Bestandteil genereller Einstellungsmuster. Dass hier auch eine durch fossile Energiegewinnung über Jahrzehnte geformte Kultur eine Rolle spielt, wurde in Nordamerika genauer untersucht, dem wäre in Europa näher nachzugehen.
4. In Konsequenz für eine Politik des Klimaschutzes und planetarer Grenzziehung wird dafür plädiert, statt der inzwischen allseits geläufigen Risiken stärker die „Gewinne“ in den Vordergrund zu stellen, die mit einer solchen Politik erreichbar sind. Dazu gehört ex negativo, die Zumutungen auf die reichen Sozialklassen zu konzentrieren, deren Wirken und Lebensführung vor allem für die Klima- und Umweltkrise verantwortlich ist. Umgekehrt sollte der zu erwartende Gewinn an Lebensqualität für die Bevölkerungsmehrheit herausgestellt werden. In jedem Fall fehlen jedoch Erzählungen und „Visionen“, die anschaulich und begreifbar darstellen, wie sich das Leben mit einer Einhaltung Planetarer Grenzen verändert.
5. Vielleicht hilft ein Bewusstseinswandel weiter, der die Trennung Mensch/Umwelt durchdringt und dazu führt, uns wieder als einen integralen Bestandteil der lebenden Natur zu verstehen, von Kopf bis Fuß auf diese angewiesen.
[1] Kernelement im Weltverständnis der indigenen Gesellschaft der Lakota in Nordamerika. Nach Milo, einem älteren Aktivisten, im Film „Petra Kelly – act now!“. Dazu Abschn.5 im Text.
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Titelbild von PIRO auf Pixabay
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