Parallel zum Rechtsextremismus wächst auch die Gewalt gegen Menschen in Deutschland. Es beginnt bereits bei der Sprache. Dies muss unbedingt ganz oben auf der Agenda aller politischen Ebenen stehen, vor allem von Bund und der Ländern. Natürlich ist nicht nur der Rechtsextremismus Schuld an allen Arten der Gewalt, aber er ist ein Teil davon.
Die Sprache und unser Denken
Die deutsche Sprache hat sich geändert, vor wenigen Jahren noch unmögliche Begriffe sind heute zur Normalität geworden. Und Worte haben auch Einfluss auf das Denken. Auf wieviele Menschen schauen wir herab? Was denken wir über jemanden, der bei der Müllabfuhr arbeitet? Was über eine Reinigungskraft? … Aber was wären wir ohne sie?
Und was denken wir über einen Obdachlosen? Wir wissen in der Regel nicht, was die Person dazu brachte, auf der Straße zu leben. Es gibt viele Gründe dafür. Kann es uns nicht auch treffen? Das wissen wir definitiv nicht. Wollen wir denn wie der „letzte Dreck“ behandelt werden?
Wir sollten einmal für eine gewisse Zeit auf unsere eigene Wortwahl achten und gegebenenfalls korrigieren.
Diskriminierung und Rassismus
Wenn wir uns für besser halten als andere, so ist das bereits die Basis von Diskriminierung. Das beginnt bereits bei den oben genannten Beispielen und geht dann weiter. Was denken wir über Menschen, die schlechter wohnen als wir? Was über Menschen eines anderen Glaubens? Was über Menschen mit Behinderung? Was über queere Menschen, über Migranten, über Menschen anderer Hautfarbe?
Wir sollten uns erinnern, dass unsere Vorfahren auch einst in diese Region migrierten, dass wir alle den gleichen Ursprung haben, nämlich in Afrika. Auch heute gibt es Gründe, dass Menschen fliehen. Sie würden definitiv lieber in ihrer angestammten Region bleiben, in ihrer Kultur mit ihrer Sprache. Die meisten riskieren gar ihr Leben auf der Flucht und dies nicht erst im Mittelmeer.
Respekt sollte über Allem stehen
Wir müssen einen Menschen nicht mögen, sollten ihn jedoch respektieren. Wenn wir Menschen so behandeln, wie wir selbst von anderen behandelt werden wollen, dann ändert sich etwas. Gewalt nimmt ab, es gibt mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Die Gewalt nimmt zu, bis hin zum Extremismus
Häusliche Gewalt, sexuelle Gewalt, Gewalt von Jugendlichen und auch Gewalt Erwachsener untereinander oder gegen Migranten nehmen seit ein paar Jahren zu. Die Unzufriedenheit mit Situationen lässt Wut anwachsen und die Schwelle zwischen psychischer Gewalt (Beschimpfungen, Ausgrenzung etc.) und physischer Gewalt wird immer kleiner.
Der Stress während der Corona-Pandemie hat dies alles nochmals beschleunigt, danach verschärften sich die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg, durch Inflation und Prognosen für die Wirtschaft. An der Infrastruktur gibt es viele Mängel. So zum Beispiel bei der Bundesbahn, so beim Gesundheitssystem, das inzwischen fast völlig am Boden liegt.
Auch die Bundesregierung hat ihren Anteil daran, kommt ihr Agieren in der Öffentlichkeit als chaotisch an, man sieht keine klaren Linien. Ebenso fehlt es an einer Kommunikation mit den Menschen. Dazu kommt, dass die CDU durch ihre unqualifizierten und oft gar falschen und aggressiven Kritiken an fast allem die Stimmung anheizt. Das freut natürlich die AfD, die immer weiter an Stimmen gewinnt. Der CDU muss deutlich gemacht werden, was sie anrichtet.
Die Bildungspolitik ist gefordert
Ebenso muss in der Bildungspolitik etwas geschehen. Hier kann und muss sich etwas ändern. Wo sonst können Menschen außerhalb des Elternhauses mehr lernen? Hier kann Respekt vor anderen gelernt und geübt werden.
Tragisch ist leider, dass das Bildungssystem wie das Gesundheitssystem über Jahre vernachlässigt wurde, viele Schulgebäude marode sind und es an zigtausenden Lehrkräften fehlt, mit steigender Tendenz.
Wohin geht die Reise?
Der Fall des Vize-Ministerpräsidenten in Bayern, Hubert Aiwanger, zeigt einiges auf. Ministerpräsident Söder will fünf Wochen vor den Landtagswahlen die Koalition mit den „Freien Wählern“ nicht platzen lassen, das könnte auch der CSU schaden. Und Aiwanger erlebt großen Rückhalt bei den Freien Bürgern in Bayern.
Wenn nicht schnellstens dagegen gehalten wird, ist Schlimmes zu befürchten. Die Gewalt wird weiter zunehmen. Zum „Schutz“ wird mehr überwacht werden, die Freiheit wird eingeschränkt werden, die Demokratie wird geschwächt. Auch dies wäre ein Erfolg für manche. Ach, auch der Klimawandel wird natürlich als Fake beiseite geschoben werden.
Wenn eine Polizistin mit Absicht Öl über den Kopf von Mitgliedern der Letzten Generation kippt, dann ist dies Gewalt und muss geahndet werden. Gleichzeitig muss es Kurse zur Deeskalation geben.
Neben jedem einzelnen ist auch die Politik gefordert, zu reflektieren und ein Vorbild zu sein. Wie sonst kann sich etwas ändern?
Artikel und Projekte hierzu:
Aggressive Sprache, aggressives Verhalten
Hasskommentare im Internet, demütigende Äußerungen in der Politik, Ausgrenzung und Beleidung: Was Kinder über Medien wahrnehmen oder in ihrem Umfeld erleben, prägt ihr Verhalten. Das hat Folgen für die Gesellschaft. Der renommierte Freiburger Neurobiologe Prof. Dr. Joachim Bauer warnt deshalb vor einer Verrohung der Umgangsformen.
weiterlesen Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.
Manifest „Haltung zählt“ – „Wir erleben eine Verrohung der Sprache“
November 2016 – Beleidigungen auf dem Schulhof, Hassreden in der Pause: Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbands, warnt vor einem aggressiven Umgangston – und richtet diesen Appell auch an Kollegen, Eltern, Journalisten und Politiker. Denn: „Kinder lernen am Vorbild.“
weiterlesen Goethe-Institut…
Frauen vor Gewalt schützen: Formen der Gewalt erkennen
11.07.2023 – Hintergrundinformation – Gewalt hat viele Gesichter und sie begegnet uns überall: Zuhause, auf der Arbeit, im öffentlichen Raum, im Netz. Sie beginnt nicht erst mit Schlägen. Auch Bedrohungen, Beschimpfungen und Kontrolle sind Formen von Gewalt.
weiterlesen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend…
Gewalt gegen Kinder:
„Existenzangst und Armut belasten die Familien“
01.09.2023 – Die Fälle von Kindeswohlgefährdung in Deutschland sind auf Rekordniveau. Die Psychotherapeutin Carmen Osten spricht über die Ursachen – und über die Möglichkeiten, was sich mit gezielter Hilfe erreichen lässt
weiterlesen Frankfurter Rundschau…
„Hemmschwelle sinkt“:
Deutlich mehr Gewalt an Schulen als vor der Pandemie
05.08.2023 – Das sächsische Kultusministerium registriert mehr Fälle von Bedrohungen und Gewalt an den Schulen als noch vor der Pandemie. Lehrkräfte beobachten, dass die Hemmschwelle sinkt – und die Meldungen häufen sich, auch aus anderen Bundesländern. Woran liegt das?
weiterlesen News4Teachers…
„Letzte Generation“ erhebt Vorwürfe gegen Polizistin
06.09.2023 – Bei einem Polizeieinsatz gegen eine Blockade von Klimaklebern in Mannheim soll eine Polizistin einer Aktivistin Öl über den Kopf geschüttet haben. Nun erhebt die „Letzte Generation“ weitere Vorwürfe gegen die Beamtin.
Artikel lesen bei Tagesschau…
So viele CSD-Prides wie noch nie – und mehr sichtbare Hassgewalt
27. 08.2023 – Die CSD-Gemeinde registriert zunehmend offene Gewalt auch direkt im Umfeld von CSDs oder im Zuge des Rahmenprogramms.“
weiterlesen Süddeutsche Zeitung…
Hessen will queerfeindliche Straftaten bundesweit konsequenter verfolgen
01.09.2023 – Das Land reichte dafür eine entsprechende Initiative für die Justizministerkonferenz im November ein, wie das Justizministerium am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
weiterlesen Yahoo…
Kriminalität im Kontext von Zuwanderung
Kernaussagen informieren über die Entwicklungen und Auswirkungen des Zustroms von Flüchtlingen und Asylbegehrenden auf die Kriminalitätslage in Deutschland. Statsitiken und Analysen
weiterlesen BKA…
„Gewalt beginnt im Kopf“
Die gefährliche Sprache der Rechten im Netz
21.05.2017 – Botschaften im Netz müssen kurz und prägnant sein. Das kommt Rechtspopulisten durchaus entgegen, bei User*innen schnell starke Gefühle zu wecken.
weiterlesen Zeit…
„Rassistische Realitäten“ in Deutschland
Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor stellt erste Ergebnisse vor und zeigt: Rassismus ist in Deutschland für viele Menschen Teil des Alltags.
weiterlesen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend…
Antisemitismus-Experte:
„Erleben einen erinnerungspolitischen Klimawandel“
02.09.2023 – Der Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora warnt vor einem „erinnerungspolitischen Klimawandel“. Das zeige sich auch am Auftreten der AfD, an Aussagen von Maaßen und der Diskussion um Aiwanger, sagte Wagner.
weiterlesen Tagesschau…
Bundesregierung:
Geförderte Projekte – Gemeinsam Desinformation bekämpfen
19.07.2023 – Desinformation bekämpfen, indem man Zusammenhalt und Gemeinschaft fördert. Das ist der Ansatz der Förderprogramme des Bundesfamilien- und Bundesinnenministeriums. Mit mehreren Millionen Euro unterstützt die Bundesregierung Projekte, die sich gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus stark machen. Darunter fällt auch immer mehr die Arbeit gegen Desinformation und Verschwörungsmythen.
weiterlesen Bundesregierung…
Titelbild von Gerd Altmann auf Pixabay
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