Krankenhäuser: Profit steht über Menschenleben

Das Gewinnstreben im GesundheitssystemUnser Gesundheitssystem benötigt dringend eine Reform. Das System der Fallpauschalen führt dazu, dass „unrentable“ Abteilungen in Krankenhäusern geschlossen werden. Ganze Kliniken werden geschlossen, weil sie keine Gewinne abwerfen. Mit der Privatisierung vor allem in den 90ern kam es dazu, dass Investoren in das Geschäft einstiegen und jedes Jahr höhere Gewinne erwarten, die von den Beitragszahler*innen finanziert werden.

Durch die Fallpauschalen, die die Krankenversicherungen bezahlen, lohnen sich Abteilungen in den Krankenhäusern nicht, die vor Allem Pflege der Kranken bedeuten. Darunter fallen neben anderen auch Kinder- und Geburtsstationen. Was Geld bringt, sind chirurgische Behandlungen. Und durch eine Konzentration der Krankenhäuser, also der Schließung vor Allem in der Peripherie, werden in den großen Häusern die Gewinne erhöht.

Die Zahlen an Hüftoperationen sind in Deutschland im Vergleich zu Frankreich doppelt so hoch. Wie kann das sein, wo die Menschen in beiden Ländern sehr ähnlich leben? Und für die Gewinnoptimierung wird dazu noch an Personal gespart. „Ärzte bringen Geld, Pflegepersonal kostet nur.“ Solche Aussagen gibt es zu hören.

Pflegenotstand in DeutschlandDie Einkommen sind für das Pflegepersonal häufig niedrig und die unregelmäßigen Arbeitszeiten sowie Personaleinsparungen führten dazu, dass in Deutschland einige 10tausend Pflegekräfte fehlen, Tendenz steigend. So betreut eine Pflegekraft in Deutschland in der Regel doppelt so viele Patienten (ca. 30) wie in den Niederlanden oder der Schweiz. In den Arbeitspausen muss dann die Dokumentation erstellt werden, da ansonsten keine Zeit dafür vorhanden ist. Ausländische Kräfte nach Deutschland zu holen, ist für manche in der Politk eine Lösung und der Staat kümmert sich darum, dass Pflegekräfte zum Beispiel aus Vietnam und Mexiko nach Deutschland kommen. Dies ist ganz im Sinne der Investoren/privaten Klinikbetreiber, denn so lässt sich die Kostenschraube weiter nach unten drehen, ohne dass sie selbst investieren mussten.

Ärzte müssen immer mehr OPs durchführen, manchmal wie am Fließband arbeiten. Es ist logisch, dass so Fehler passieren und eine optimale Versorgung unmöglich ist. Druck und Stress, auch Gewissensbisse führen zu psychischen Problemen, die sich mehr und mehr verbreiten. Burnout ist nicht mehr selten. Laut einer Studie vor der Coronapandemie haben 70% der Mediziner Anzeichen eines Burnout.

Die Zahl der Krankenhäuser ist laut einem Bericht des SWR (Video unten) seit 1980 von rund 3800 auf 1900 zurückgegangen. Diese Sendung ist schockierend, weil sie zeigt. wie Gewinne über Menschenleben gestellt werden. Man erfährt, dass Patienten nicht wie vorgeschrieben informiert werden, wie es einem ergeht, wenn man eine Zweitmeinung einholen möchte.

Noch ein Effekt: Durch Stress mangelt es an der Hygiene in den Krankenhäusern. Multiresistente Keime werden übertragen und nicht selten kommt es vor, dass ein Mensch wegen einer Kleinigkeit im Krankenhaus ist, und nicht mehr lebend entlassen wird. Es sind zwischen 10 und 20tausend Menschen, die daran pro Jahr sterben.

Heute in ein deutsches Krankenhaus zu gehen birgt nicht selten Lebensgefahr für die Patient*innen, es ist unmenschlich. So auch für das Personal, das ihren eigentlichen beruflichen Zielen nicht nachkommen kann, sondern unter Druck steht, für Gewinne zu sorgen.

Wer will sich unter solchen Umständen im Krankenhaus behandeln lassen? Das sollten sich auch einmal die fragen, die diese Gewinne machen wollen.

Wir alle wissen, dass ein gutes Ambiente, also schöne Räume und eine gute Pflege zu einer schnelleren Genesung von Patienten führen. „Lagerräume“ und fehlende Zeit für das Personal bewirken das Gegenteil.

Es kann nicht sein, dass Teile der Versicherungsbeiträge für Gewinne verwendet werden. Das Gesundheitssystem gehört in die öffentliche Hand. Die Prämisse, dass Investoren befriedigt werden müssen. darf es nicht geben. Geld darf nicht über der Gesundheit und dem Leben von Menschen stehen. Sehr gut lief es zum Beispiel in Großbritannien bis vor ein paar Jahren die Mittel vom Staat gekürzt wurden. Ebenso war das öffentliche Gesundheitssystem in Brasilien traumhaft, für Personal und Patient*innen, bis auch dort die Mittel gekürzt wurden.

PS: Inzwischen ist die Altenpflege von Investoren als lukrativer Markt entdeckt worden.

 

Nachfolgend Beiträge dazu, vor Allem das Video ist extrem aufschlussreich.:

Operiert und abkassiert – Wenn Ärzte Rendite bringen sollen | SWR Doku

Immer mehr Ärzt*innen in Deutschland kritisieren die sogenannten „Fallpauschalen“, das Bezahlsystem der Krankenhäuser. Offen wie selten sprechen sie vor der Kamera über ein Gesundheitssystem in Schieflage. So sollen immer mehr Patient*innen in immer kürzerer Zeit behandelt werden. Mit aufwändigen Eingriffen, die der Klinik Erlöse bringen. Chefärzt*innen würden gedrängt, die Umsatzzahlen für das Krankenhaus zu erhöhen.

Es sind Vorwürfe, die aufrütteln in der SWR Dokumentation „betrifft“: Eine Frau, die an der Halswirbelsäule operiert wird, obwohl es gar nicht hätte sein müssen. Menschen, denen unnötigerweise Zehen amputiert werden sollten. Angehörige älterer Menschen, die berichten, wie ihre Verwandten in verschiedenen Krankenhäusern mit immer neuen Eingriffen buchstäblich zu Tode operiert worden seien. Gutachten, die bescheinigen, dass bei all diesen Eingriffen niemals eine Chance auf Heilung bestanden habe. Die Vermutung: Es sei ums Geld gegangen. Auf der anderen Seite beklagen Mediziner*innen, wenn sie sich Zeit für ihre Patientinnen und Patienten nähmen, mache die Klinik Verluste. Den Umsatz brächten aufwändige Operationen und moderne Apparatemedizin. …

 

 

Versagen der Krankenhausfinanzierung: Kahlschlag mit System

03.07.2021 – Deutschland hat ein duales Krankenhausfinanzierungssystem, die finanziellen Mittel stammen aus zwei Quellen. Für Bau, Unterhalt und Investitionen sind die Bundesländer zuständig. Die laufenden Kosten für Personal oder Material tragen die Krankenkassen. Beide Säulen der Finanzierung werden seit Jahren auf groteske Weise vernachlässigt und untergraben, so dass ein Zerstörungsprozess in der Krankenhauslandschaft die zwangsläufige Folge ist.

weiterlesen https://www.fr.de/panorama/der-kahlschlag-hat-system-90838637.html

 

 

Gesundheitspolitik: Wenn kleine Kliniken sterben

15.06.2021 – Trotz Corona wurden auch in Bayern einige Land-Krankenhäuser geschlossen. In Nürnberg demonstriert ein Bündnis für mehr Aufmerksamkeit

weiterlesen https://www.sueddeutsche.de/…

 

 

Kliniken in Not: „Der Markt ist blind gegenüber dem Versorgungsbedarf“

18.01.2021 – In Deutschland müssen trotz Pandemie Krankenhäuser schließen. Der Linken-Gesundheitspolitiker Harald Weinberg fordert eine Reform des Systems.

weiterlesen https://www.berliner-zeitung.de/…

 

 

Warum so viele Operationen unnötig sind

05.11.2019 – In Deutschland werden viele überflüssige Untersuchungen und Eingriffe vorgenommen. Sie können den Patienten sogar schaden. Eine neue Untersuchung zeigt, wie es dazu kommt. 

weiterlesen https://www.faz.net/…

 

 

Mehr Pflegepersonal in Kliniken reduziert die Zahl der Todesfälle

24.05.2021 – Mehr Pflegepersonal in Kliniken reduziert die Zahl der Todesfälle, die Liegedauer und die Zahl der erneuten Krankenhauseinweisungen – und senkt damit sogar Kosten.

weiterlesen https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/…

 

 

Personalmangel in Krankenhäusern 35,7 Millionen Überstunden

18.06.2018 – In deutschen Krankenhäusern fehlen der Gewerkschaft Verdi zufolge 80.000 Pflegekräfte. Ein Berliner Bündnis sammelt Unterschriften gegen den Notstand.

weiterlesen https://www.tagesspiegel.de/…

 

 

Klinikärzte leiden unter hohem Druck

05.11.2015 – Die Arbeitsbelastung von Ärzten in Kliniken ist laut einer Umfrage enorm hoch – und oft bezahlen die Krankenhäuser nicht einmal die Überstunden. Der „Marburger Bund“ gibt den Ländern die Schuld an den Zuständen.

weiterlesen https://www.fr.de/…

 

 

Stress, Überstunden, Burnout: Ärzte klagen über zu hohe Arbeitsbelastung

23.01.2021 – Alarmierende Zustände in deutschen Krankenhäusern. Ärzte sind überlastet und haben keine Zeit für Patienten. Von jungen Medizinern kommt jetzt ein Aufschrei. Eine Studie gibt ihnen recht: 70 Prozent der Ärzte haben Anzeichen von Burnout.

weiterlesen https://www.deutschlandfunkkultur.de/…

 

 

Tod durch Keime – wenn in Kliniken und Heimen kaum Zeit für Hygiene bleibt

05.03.2021 – 150-mal müsste sich eine Pflegekraft während einer Schicht die Hände desinfizieren – weil sie zu viele Patienten betreut. Zeit dafür bleibt am Ende nicht.

weiterlesen https://www.berliner-zeitung.de/…

 


Andere Meinung:

Eine bessere Versorgung ist nur mit halb so vielen Kliniken möglich

15.07.2019 – In Deutschland gibt es zu viele Krankenhäuser. Eine starke Verringerung der Klinikanzahl von aktuell knapp 1.400 auf deutlich unter 600 Häuser, würde die Qualität der Versorgung für Patienten verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal mildern.

weiterlesen https://www.bertelsmann-stiftung.de/…

 


Petition:

Bunte-kittel.de:
DAS GESUNDHEITSSYSTEM IST KRANK

  • Krankenpfleger*innen am Ende ihrer Kraft.
  • Übertherapien aus finanziellen Interessen.
  • Keine Zeit für individuelle Bedürfnisse.

Wir fordern: Keine Profite mit Krankenhäusern!

weiterlesen https://www.bunte-kittel.de/

 


Bild von David Mark und fernando zhiminaicela auf Pixabay


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