Was in Gaza und im Westjordanland passiert, ist schrecklich. Während es die Nachrichten aus Gaza in die Medien schaffen, wird aus dem Westjordanland kaum berichtet.
Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches gab es ein Völkerbundsmandat für Palästina, von 1920 bis 1948, das Großbritannien übertragen worden war. Zu der Zeit begann eine Einwanderung von Juden, die insbesondere durch den wachsenden Antisemitismus in Europa von einem eigenen Staat auf dem Gebiet ihrer Vorfahren träumten. Eine verstärkte jüdische Einwanderung und der Aufbau staatlicher Strukturen führten zu ersten Konflikten mit der dort lebenden arabischen Bevölkerung. Viele Juden, die lebend aus den KZs im Deutschen Reich herauskamen, aber auch viele, die bei den Alliierten dienten, wollten nach Israel. Auch in Europa wurden sie drangsaliert, außer Frankreich und Schweden war kein Land bereit, Juden aufzunehmen.
Radikalisierungen, Kriege und Friedensverhandlungen
In Israel selbst gingen die Briten hart gegen illegal Eingewanderte vor, es kam zu Radikalisierungen und damit zu militanten Gruppierungen.
1947 verabschiedete die UN einen Teilungsplan für Palästina, um die Konflikte zu beenden. Die arabischen Staaten lehnten diesen Plan ab und dennoch erklärte sich Israel am 14. Mai 1948 als einen unabhängigen Staat. Kurz darauf begannen die arabischen Nachbarländer einen Krieg gegen Israel. Im Januar 1949 gab es ein Waffenstillstandsabkommen, Israel hatte im Vergleich zum Teilungsplan Gebiete hinzugewonnen.
In der Folge gab es weitere Kriege, 1967 den Sechs-Tage-Krieg, 1973 den Jom-Kippur-Krieg. Zwischen 1967 und 1977 wurden in der Westbank die ersten 30 israelischen Siedlungen errichtet.
1977 begannen dann Friedensverhandlungen zwischen Israel und Ägypten, das Camp-David-Abkommen wurde unterzeichnet. Ende 2010 gab es im Westjordanland (ohne Ostjerusalem) mehr als 200 israelische jüdische Siedlungen und etwa 145 „Außenposten“.
Die einzige Chance für Frieden: eine Zweistaatenlösung?
Im Jahr 2002 wurde eine von UNO, USA, EU und Russland (Nahost-Quartett) erarbeitete „Roadmap“ veröffentlicht, die zu einem Frieden zwischen Israel und einem unabhängigen palästinensischen Staat führen sollte, einer Zweistaatenlösung.
Ab Ende des 2010er Jahrzehnts begannen israelische Siedler palästinensische Bauern gewaltsam von Landflächen im Westjordanland zu vertreiben. Innerhalb weniger Jahre dehnte sich die von israelischen Siedlern beanspruchte Landfläche im Westjordanland auf das Doppelte aus.
Kurz nach Amtsantritt der israelischen Regierung unter Netanjahu gab es bereits Aussagen, dass der Siedlungsbau in den palästinensischen Gebieten nicht nur fortgesetzt, sondern stark ausgeweitet werden soll. Dies führte natürlich zu weiteren Ängsten in der palästinensischen Bevölkerung bezüglich ihrer Zukunft und zu einer Zunahme von Gewalt. (Quelle: die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung)
Die internationale Politik schweigt zwar nicht, doch sie schreit auch nicht laut auf. Bereits im Jahr 2020 sprach sich der Bundestag für eine Zweistaatenlösung aus. Bundesaußenministerin Baerbock ist auch zu diesem Thema gerade im Nahen Osten.
Nur eine Zweistaatenlösung kann eine Lösung sein, zu Frieden zwischen den beiden Völkern führen. Vielleicht gar für eine gewisse Zeit mit internationalen Truppen aus neutralen Staaten zur Sicherung des Friedens? Und wenn eine Seite nicht mitzieht, muss vielleicht der Druck erhöht werden? Ansonsten wird es weiter Gewalt und Tote geben.
Es wird definitiv nicht einfach, wurde doch seit dem Völkerbundsmandat für Palästina unter der Verantwortung Großbritanniens mit Gewalt agiert. Die Spirale des Hasses drehte sich immer weiter.
Anmerkung: Ich habe jüdische Freunde, aber keine palästinensischen. Ich respektiere jede Religion, solange sie Menschen anderen Glaubens und anderer Herkunft respektiert. Mir geht es um Menschenrechte und hier erkennt man gut, wie einst eine Spirale des Hasses begann. Diese muss durchbrochen werden und dies kann wohl nur noch durch außen geschehen.
Artikel und mehr dazu:
Das Westjordanland – Die Geschichte
weiterlesen (siehe auch die Quellen zu den Informationen) bei Wikipedia
Was ist das Westjordanland, und wem gehört es?
27.10.2023 – Seit dem jüngsten Angriff der radikalislamischen Hamas gibt es viele Fragen zu den Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern. Dabei geht es häufig auch um das Westjordanland. Fragen und Antworten zu dem Gebiet.
weiterlesen bei RedaktionsNetzwerk Deutschland
Die neue israelische Regierung und ihre Agenda im Westjordanland
Die palästinensischen Gebiete angesichts der neuen ultrarechten Regierung Israels
31.01.2023 – Was sich unter der neuen Regierung von Benjamin Netanyahu und seinem ultrarechten Bündnis für Palästinenserinnen und Palästinenser ändern wird, zeichnete sich schon wenige Tage nach Amtsantritt ab: Der Besuch des neuen israelischen Ministers für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, auf dem Haram al-Sharif / Tempelberg war ein Signal, dass der Kurs der neuen ultrarechten Regierung der palästinensischen Bevölkerung jegliche territorialen Rechte abspricht. Der Siedlungsbau in den Palästinensischen Gebieten soll nicht nur fortgesetzt, sondern erheblich ausgeweitet werden. Diese Maßnahmen treffen auf eine zunehmend frustrierte palästinensische Bevölkerung ohne echte Perspektiven für die Zukunft, während die Gewalt zunimmt.
weiterlesen bei Konrad-Adenauer-Stiftung
Anstieg rechtswidriger Tötungen von Palästinenser*innen im besetzten Westjordanland
05.02.2024 – Während die Augen der Welt auf den Gazastreifen gerichtet sind, haben die israelischen Streitkräfte in den vergangenen vier Monaten eine brutale Welle der Gewalt gegen Palästinenser*innen im besetzten Westjordanland gestartet. Sie haben rechtswidrige Tötungen begangen, unter anderem durch den unverhältnismäßigen Einsatz tödlicher Gewalt bei Protesten und Festnahmen. Außerdem haben sie Verletzten die medizinische Versorgung verweigert.
weiterlesen bei Amnesty International
Westjordanland: Israel weist neues Land für Siedlungsbau aus
22.03.2024 – Israels Finanzminister Smotrich erklärt 800 Hektar Land zum Staatsgebiet. Das sei die größte Beschlagnahmung von Land in Palästinensergebieten seit 1993, berichtet eine NGO.
weiterlesen bei Frankfurter Allgemeine Zeitung
Im Schatten des Krieges:
Zunehmende Gewalt und Einschränkungen im Westjordanland
21.05.2024 – „Wir laufen stundenlang, um die Gesundheitseinrichtungen zu erreichen. Manchmal benutzen wir Esel, um kranke Menschen ins Krankenhaus oder in die Klinik zu bringen”, sagt Mahmud Mousa Abu Eram, ein Palästinenser aus Hebron im Westjordanland. „In dieser Gegend gibt es seit langem keine Transportmittel mehr, und selbst wenn es eines gibt, um uns zu einer Klinik zu bringen, konfisziert die israelische Armee die Autos.”
weiterlesen bei Ärzte ohne Grenzen
Palästinensische Kinder: Feinde in Windeln
06.06.2024 – Es besteht ein rassistischer, verzerrender Blick auf palästinensische Kinder. Das trägt dazu bei, ihr tausendfaches Sterben in Gaza hinzunehmen.
weiterlesen bei taz
Westjordanland: Wo Siedlergewalt zur Randnotiz wird
11.06.2024 – Im besetzten Westjordanland leidet die palästinensische Bevölkerung seit dem 7. Oktober mehr denn je unter brutalen Siedlerübergriffen.
weiterlesen bei Frankfurter Rundschau
Bundestag für verhandelte Zweistaatenlösung im Nahen Osten
01.07.2020 – Der Bundestag hat am Mittwoch, 1. Juli 2020, die Situation im Nahen Osten erörtert. Ein Antrag von CDU/CSU und SPD mit dem Titel „Frieden, Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten fördern – am Ziel der verhandelten Zweistaatenlösung festhalten“ (19/20594) wurde mit der Mehrheit der Antragsteller bei Enthaltung der Linken, der Grünen, der AfD und mehrerer Abgeordneter der FDP-Fraktion angenommen.
weiterlesen bei Bundestag
Außenministerin Baerbock reist erneut nach Israel, in die Palästinensischen Gebiete und nach Libanon
24.06.2024 – Im Nahen Osten wächst die Sorge vor einer ungewollten Eskalation zwischen der proiranischen Hisbollah-Miliz und Israel. Neben der katastrophalen humanitären Lage in Gaza und der Freilassung der Geiseln wird erneut auch die Perspektive für eine Zweistaatenlösung Thema der Gespräche sein.
weiterlesen bei Auswärtigem Amt
Nachrichtensammlung des “Spiegel” zu Westjordanland hier…
Updates:
Zivile Verwaltung eingeführt: Wie radikale Siedler im Westjordanland Fakten schaffen
28.06.2024 – Eine Annexion des Westjordanlandes ist der Traum vieler radikaler Siedler in Israel. Und glaubt man Finanzminister Smotrich, ist sie bereits im Gange – indem Kompetenzen vom Militär an die Zivilverwaltung übergeben werden.
weiterlesen bei Tagesschau
Neue Proteste in Israel – und eine Botschaft
30.06.2024 – Ihr Schicksal löste weltweit Anteilnahme aus. Nach monatelanger Geiselhaft hat die Israelin Noa Argamani eine wichtige Botschaft: “Am wichtigsten ist, dass wir lernen, zu lieben und nicht zu hassen. Doch ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht.
weiterlesen bei Handelsblatt
Bild von Save_Palestine auf Pixabay
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