Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland nimmt die Gewalt von Kindern und Jugendlichen zu, wie man über die Medien mitbekommt. So nun diese Woche wieder geschehen an zwei Schulen in Hamburg und einer in Offenburg.
Was über die Medien geht, sind jedoch nur solche Extremereignisse mit Polizeieinsatz oder Todesfällen. Man kann sich sicher sein, dass es viel mehr Gewalt gibt.
Was sind die Ursachen jugendlicher Gewalt?
Kinder wollen lernen. Sie lernen durch die Eltern, durch ihr weiteres Umfeld, aber sie haben noch keine Erfahrung bezüglich der Folgen eines Handelns. Deswegen ist Aufklärung notwendig.
Wenn Bezugspersonen schlagen, so lernen sie, dass Gewalt eine Lösung ist. Während der Coronapandemie hat häusliche Gewalt zugenommen, die Sprache wurde aggressiver, psychische und physische Gewalt nahmen zu. Es ist daher logisch, dass Kinder und Jugendliche solche Verhalten annehmen und ebenfalls entsprechend in ihrem Umfeld agieren, sich Opfer suchen. Dazu kommt auch noch die sexuelle Gewalt, der Missbrauch.
Was kann getan werden, um Eskalationen zu verhindern?
An erster Stelle sind die Eltern gefragt. Sie müssen ihr Handeln und ihre Worte reflektieren, eventuell Rat suchen. Befehle geben oder Verbote erteilen, ohne das Warum zu erklären, ist keine gute Erziehung. Kinder verstehen viel mehr als wir Erwachsenen glauben. Und egal welche Art von Gewalt geht überhaupt nicht!
An zweiter Stelle ist dann das Umfeld der Familie gefragt. Ob Verwandtschaft oder Nachbarschaft, sie müssen Verdachtsmomenten nachgehen und wenn sie sich nicht trauen, sich beraten lassen.
An dritter Stelle sind nun Ärzte und Lehrerschaft gefragt. Auch sie können Verhaltensauffälligkeiten und Verletzungen mitbekommen, müssen handeln. Dabei kommt Lehrer*innen eine größere Rolle zu. Sie müssen die Aufgabe haben, an einer Klassengemeinschaft zu arbeiten, Vertrauen bei den Kindern aufzubauen. Das heißt auch, nicht immer autoritär aufzutreten, sondern nur, wenn notwendig. So schafft man sich Respekt. Immer nur als Autorität zu erscheinen, ist bereits die erste Stufe von Gewalt. Respekt erlangt man auch, wenn man Menschen zuhört und sie respektiert, man gewinnt Vertrauen.
Diese Arbeit muss Teil der Lehrpläne sein, damit jeglicher Diskriminierung und falschem Denken entgegengewirkt wird. Der Glaube, der Körperbau, die Herkunft, eine Beeinträchtigung sind Teil der Gesellschaft. Und nur die Akzeptanz von Unterschieden zwischen Menschen lassen uns selbst wachsen, gemeinsam stark werden.
Wird eine Gemeinschaft gebildet, so wird Gewalt reduziert, niemand fühlt sich ausgeschlossen.
Natürlich wurde hier nun nicht alles angesprochen, dies ist die Aufgabe der Politik. Der Landtag in Rheinland-Pfalz beschloss dieser Tage, dass Schulen Konzepte gegen sexualisierte Gewalt entwickeln sollen. Es muss aber um mehr gehen, nämlich um Gewalt insgesamt. Leitfäden sollten den Schulen von dem zuständigen Kultusministerium geliefert werden. Zudem schweigen Schulleitungen immer noch lieber über Straftaten, geht es doch um den Ruf der Schule. Solch ein Schweigen muss Konsequenzen für die Verantwortlichen haben!
Mit der Zunahme extremistischer Haltungen in der Gesellschaft wächst auch die Gefahr der Zunahme jugendlicher Gewalt, die Spaltung der Gesellschaft nimmt zu. Staatliche Gewalt sollte das letzte Mittel sein, zuvorderst muss die Deeskalation auf allen Ebenen stehen.
Die Augen verschließen geht nicht, wenn wir eine gut funktionierende Gesellschaft haben wollen, eine Zukunft für uns!
Die Artikelübersicht zeigt auch Möglichkeiten der Prävention auf. Die gelisteten Fälle jugendlicher Gewalt sind nur einige wenige:
Gewalt gegen Lehrer: „Wir fühlen uns alleingelassen“
19.06.2023 – Es ist ein immer größeres Problem an Schulen: Gewalt gegen Lehrkräfte. Betroffene aus Sachsen-Anhalt berichten von täglichen Beleidigungen, Mobbing und zunehmender Respektlosigkeit. Aber auch körperlich werden Lehrkräfte angegriffen. Manche haben Angst. Seiteneinsteiger schreckt die Situation ab. Der Lehrermangel verschärft die Missstände. Und unter betroffenen Lehrkräften herrscht vor allem ein Gefühl: Hilflosigkeit.
weiterlesen/-hören bei MDR
Prügeln, Mobben, Messerattacken – mehr Gewalt an Schulen
18.06.2023 – Für viele Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern war es ein hartes Schuljahr. Mobbing, Hass und Gewalt haben an nordrhein-westfälischen Schulen zugenommen. Die Polizei registrierte unter anderem einen dramatischen Anstieg von Messerattacken an Schulen. 193 waren es im vergangenen Jahr, ein Anstieg zum Vorjahr um fast die Hälfte. In Ibbenbüren hat zuletzt im April ein Schüler seine Lehrerin mit einem Messer getötet , in Freudenberg haben zwei Zwölfjährige ihre Mitschülerin umgebracht. Solche Fälle sind die Ausnahme, doch sowohl Eltern, Lehrer als auch Schüler berichten Westpol von einer veränderten Stimmung. Das Gewaltpotenzial auf dem Schulhof sei gestiegen. Was lässt sich dagegen tun?
zum Video (29 Minuten, verfügbar bis 18.06.2024) bei WDR
Auszug:
Tödlicher Schuss an Offenburger Schule: Mutmaßlicher Täter trug weitere Munition bei sich
10.11.2023 – Er hatte wohl größeres Blutvergießen geplant: Nur weil ein Anwesender nach dem ersten, tödlichen Schuss an einer Offenburger Lehranstalt eingriff, konnten wohl weitere Taten verhindert werden.
Hamburg: Weitere Ermittlungen nach Bedrohungen an Schulen
10.11.2023 – Nach den Bedrohungen von Lehrkräften an zwei Hamburger Schulen am Mittwoch stehen fünf Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren unter Verdacht. Inzwischen sind alle wieder auf freiem Fuß.
weiterlesen bei Tagesschau
Gewalttat in Lohr am Main: Teenager wird Haftrichter vorgeführt
09.09.2023 – Eine Gewalttat erschüttert die Region im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart. Ein 14-Jähriger ist in Lohr am Main offenbar von einem anderen Jugendlichen getötet worden. Der Tatverdächtige soll heute dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
weiterlesen bei Bayerischer Rundfunk
Drei Jugendliche nach Tod eines Obdachlosen festgenommen – Untersuchungshaft angeordnet
30.10.2023 – In Nordrhein-Westfalen sollen drei Jugendliche einen Obdachlosen getötet und die Tat gefilmt und verbreitet haben.
weiterlesen bei Deutschlandfunk
Mysteriöser Tod nach Autounfall:
19-Jähriger gibt Messerstiche auf jugendliche Beifahrerin zu
24.10.2023 – Eine 17-Jährige stirbt in Kiel nach einem Unfall infolge eines Messerstichs. Ein 19-Jähriger, der mit ihr im Auto saß, sitzt wegen Verdacht des Totschlags in Haft. Er räumte den Messerstich vor dem Haftrichter ein. Die Hintergründe des Streits sind noch unklar.
weiterlesen bei Stern
Landtag Rheinland-Pfalz: Beschluss zu sexualisierter Gewalt an Schulen
08.11.2023 – Die rheinland-pfälzischen Schulen sollen verpflichtend Konzepte entwickeln, um Kinder vor sexueller Gewalt und Missbrauch zu schützen.
weiterlesen bei ZEIT
Wege aus dem Teufelskreis:
Kommissarin bricht Schweigen über Gewalt an Schulen
28.10.2023 – Noch immer ist es für viele Lehrer, Eltern und Schüler ein Tabuthema: sexuelle Nötigung, Gewalt, Drogenhandel an Schulen, sogar tödliche Attacken. Und doch ist es Alltag. Jeder sollte dieser Realität ins Auge sehen, findet Kommissarin Petra Reichling und hat konkrete Tipps für die Eltern von Opfern und Tätern.
weiterlesen bei Focus
Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes:
Gewalt an Schulen
Werden Jugendliche gewalttätig, treffen häufig verschiedene Faktoren in ungünstiger Konstellation zusammen. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Erscheinungsformen von Jugendgewalt, die von verbaler Aggression über Vandalismus bis zu Raubdelikten reicht. Die Opfer sind meist gleichen Alters.
Nach dem Vorbild des international anerkannten Olweus-Programms setzt sich die Polizei bundesweit an Schulen gegen das gezielte und systematische Schikanieren physisch und psychisch schwächerer Schüler ein. Das Mehr-Ebenen Programm setzt vorwiegend am Schul- und Klassen-Klima an und bezieht alle Beteiligten eines Gewaltkonflikts ein.
Mit Handreichung und Broschüre zum Download
weiterlesen bei Polizei-Beratung.de
Handbücher Gewaltprävention
Grundlagen – Lernfelder – Handlungsmöglichkeiten – Bausteine für die praktische Arbeit
- für den Vorschulbereich und die Arbeit mit Kindern
- für die Grundschule und die Arbeit mit Kindern
- für die Sekundarstufe und die Arbeit mit Jugendlichen
auch zum Downloaden bei Schulische Gewaltprävention
Gewaltprävention an Schulen:
Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen
Herausgegeben vom Österreichischen Zentrum für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen (2009)
zum Lesen/Download (PDF) bei
Österreichisches Zentrum für Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen
Bild von Jürgen Sieber auf Pixabay
Um die Entwicklung bei den einzelnen Themen zu sehen,
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