Armut in Deutschland wächst – Tafeln sind überfordert

Lebensmittel-Tafeln in NotDurch die Medien gehen Meldungen, dass die Tafeln in Deutschland überfordert sind. So war heute zu hören, dass die Zahl der Bedürftigen sich dieses Jahr verdoppelt hat.  Die Preise der wichtigsten Lebensmittel sind um 30% gestiegen.  Gleichzeitig sind die Spenden um die Hälfte zurückgegangen.

Die freiwilligen HelferInnen sind an ihren Belastunggrenzen angekommen, emotional ist es hart, nicht allen helfen zu können, Verzweiflung und auch Wut in den Gesichtern der Bedürftigen sehend.

Es sind natürlich auch Menschen aus der Ukraine, die sich von den Tafeln helfen lassen, aber ebenso ist die Zahl der deutschen  Bedürftigen sehr stark angestiegen und sie wird ganz sicher noch weiter steigen. Über 13 Millionen Menschen leben nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Deutschland  in Armut, das sind 16% der Bevölkerung! Mit dem Steigen der Weltmarktpreise explodiert nicht nur der Hunger weltweit

Die Supermärkte haben ihre Preise erhöht, in Erwartung steigender Preise der landwirtschaftlichen Produkte, die Lebensmittelindustrie hat ebenfalls gewaltig erhöht, deutlich mehr als sie in anderen Ländern von den Händlern verlangt (siehe Abzocke durch die Industrie und der Hunger nimmt zu).

Gegen die steigenden Lebenshaltungskosten soll nun eine Einmalzahlung des Staates helfen. Die sind sehr schnell verbraucht und was dann? Neben den Preisen für Lebensmittel steigen Energiekosten und Mieten. Die Preise werden so schnell nicht wieder sinken, sondern eher weiter steigen und damit auch natürlich auch die Armut. Mehr Menschen werden vermutlich gar auf der Straße landen. Es trifft vor Allem Menschen aus dem Niedriglohnsektor, Alleinerziehende, StudentInnen,  RentnerInnen und EmpfängerInnen von Sozialleistungen.

Wird das Problem der wachsenden Armut vom Staat ignoriert? Es scheint so. Eine Einmalzahlung ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Spaltung der Gesellschaft nimmt zu. Es gibt Menschen, die einen vernünftig bezahlten Job haben und immer mehr, die in wachsender Konkurrenz für immer niedrigere Löhne arbeiten.

Die Tafeln haben schon vor vielen Jahren eine Aufgabe übernommen, die eigentlich eine der Gesellschaft, des Staates ist. Für andere Dinge war immer viel Geld vorhanden. So erhielten Konzerne Milliardenhilfen, obwohl nicht alle Hilfen benötigten – kleine Unternehmen erhielten nichts. Viele machten riesige Gewinne schütten Milliarden aus, an ein freiwilliges Zurückzahlen dachte niemand. BMW zum Beispiel beantragte zu Beginn der Coronapandemie im Jahr 2020 Staatshilfen und zahlte fast zeitgleich 800 Mio. Euro Dividende an die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt

Alle wollen ihren Reibach machen, nicht nur die Ölmultis bei den Benzinpreisen, nicht nur die Lebensmitelkonzerne.

Ein signifikantes Beispiel ist Hapag-Lloyd. Die Reederei hat einen Rekordgewinn eingefahren und aufgrund einer Sonderregelung zahlen Reedereien kaum Steuern.  Sie haben profitiert von der Transportnachfrage, haben die Preise gewaltig erhöht.  Hätte es nicht gereicht, wenn ihre Schiffe zum bisherigen Transportpreis voll ausgelastet gewesen wären? Es hätte gereicht, aber es geht halt wie überall um Gewinnmaximierung.

Es ist höchste Zeit, dass der Staat umsteuert und sich seiner Aufgaben erinnert, nämlich Verantwortung für die Menschen zu übernehmen. Ansonsten ist Schlimmes zu erwarten.

Es kann viele von uns noch treffen. Deshalb ist es wichtig, dass Druck auf die Politik gemacht wird und zwar von allen.

Das reiche Europa wird weniger leiden als der Rest der Welt, wo bereits wegen Hungers die ersten Konflikte entstehen.

 

Update am 22.04.2022:

Vor vielen Häfen der Welt stauen sich die Frachtschiffe – auch in Deutschland. Pandemie und Krieg haben die globalen Warenströme durcheinandergebracht. Auch die hohen Kosten für die Verzögerungen bringen den Unternehmen Gewinnsteigerungen und werden auf auf die Endkunden weitergegeben. Das Chaos in den Häfen treibt die Inflation in die Höhe. 

 


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