Die vierzehnte Spende für indigene Völker in Brasilien

Die vierzehnte Spende: aus zeitlichen Gründen dauerte es etwas, bis das eingegangene Geld nach Brasilien überwiesen wurde. Eingegangen waren 940,00 Euro. Am 09.06.2021 überwies ich 1000 Euro auf mein Konto in Brasilien (Wechselkurs: 1€ = 6,13044 R$ – 13,41 € Transfergebühr von mir übernommen).

Die Yanomami

Geplant war, das Geld dem Volk der Yanomami zu spenden. Meine Freundin Márcia Kambeba konnte nicht mit einem Kontakt helfen. Durch Rechechen stieß ich auf eine Vereinigung der Yanomami (Art NGO), die auch einen Radiosender betreiben: https://www.artesol.org.br/hutukara_associacao_yanomami und nahm Kontakt auf. Ich erhielt eine Antwort mit Bankdaten, fragte am 08.06.2021 nochmals nach, dass ich garantiert Nachweise der Verwendung haben muss und möglichst auch ein paar Fotos sowie einen kleinen Text.

Die Munduruku

Da es keine Reaktion mehr gab, beschloss ich, das Geld dem Volk der Munduruku zu geben, das massiv unter Druck steht und dem kürzlich von Eindringlingen ein Dorf in Brand gesteckt wurde. Von diesem Volk kenne ich den international bekannten Schriftsteller Daniel Munduruku persönlich (https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Munduruku).

Siehe auch unter https://gruen4future.de/2021/05/30/die-indigenen-und-die-weissen-und-spendenbitte/

Auf ARTE gab es vor wenigen Tagen den Film „Amazonia Undercover – Regenwälder – Im Kampf gegen die Abholzung“ : https://www.arte.tv/de/videos/104056-000-A/amazonia-undercover/

Daniel gab mir einen Kontakt in Brasília und auch hier war es schwierig: Der Kontakt sagte, dass sie erst mit der Gemeinschaft über die Verwendung sprechen müsse und auf Nachfragen kam heraus, dass sie extrem beschäftigt war. Während dieser Wochen gab es große Proteste Indigener in Brasília gegen die Regierung, gegen die die Polizei teilweise massiv vorging. Nachdem keine Antwort mehr kam, fragte ich bei Daniel nochmals nach. Er selbst hat kaum Zeit, ist den ganzen Tag über Medien aktiv. Er versucht auch, bei der Wahl nächstes Jahr zum Abgeordneten gewählt zu werden. Daniel antwortete mir, dass jemand mich kontaktieren werde. Dies geschah leider nicht.

Und schließlich die Kambeba

Ich sprach nun nochmals Márcia Kambeba an, mit der alle Spenden gut ankamen und auch die Verwendung jedes Mal belegt wurde. Ich fragte sie, ob sie jemanden wüsste, obwohl sie als Ombudsfrau der Millionenstadt Belém viel um die Ohren hat. Dazu kommen ihre eigenen Aktivitäten. Sie antwortete, dass ihr eigenes Volk dringend Hilfe benötige, da es in einem Dorf auch zu Coronafällen gekommen sei und die Menschen damit ziemlich alleine gelassen würden. Es wäre toll, wenn ein Teil der Spende an das Dorf ginge und sie nannte mir noch ein anderes Volk, dem der andere Teil zugehen könne.

Ich beschloss, das gesamte Geld an dieses Dorf zu spenden. Marlete Cruz da Costa, die sich um die Angelegenheiten im Dorf kümmert, schrieb etwas zur Situation bei ihnen.

Marlete Cruz da Costa schreibt einen Brief über die Situation im Dorf

 

Der Brief von Marlete Cruz da Costa

Ich erhielt den Brief abgetippt, hier die Übersetzung:

Im Namen des Dorfes Tururukari-Uka des Volkes Omagua Kambeba, Bundesstaat Amazonas, an der Straße Manoel Urbano Km 47, Gemeinde Manacapuru, danken wir für die Spende, die wir für Käufe von grundlegenden Körben und Medikamenten verwenden werden, Maske und Alkoholgel für unsere Bewohner, da in dieser zweiten Welle von Covid19 unsere Bewohner zu 100% vom Virus infiziert waren. Wir hatten einen Todesfall zu beklagen und viele von ihnen können keine Arzneimittel, Nahrungsmittel- oder Hygienematerialien kaufen, um die tägliche Gefahr zu verhindern Tag, denn sie die Omagua Kambeba-Leute sind ein inzwischen gut reduziertes Volk. Daher ist die Sorge um Gesundheit und Wohl unserer Ältesten sehr groß, da sie unsere lebende Bibliothek sind.

Dona Teca Pajé ist die erste Kambebafrau, die Kazikin unseres Dorfes wurde. Sie war vom Virus infiziert und verbrachte einen Monat in der indigenen Krankenstation, in der es eine Behandlung mit Hausmitteln gab. Und auch mit großer Anstrengung wurden Medikamente in der Apotheke gekauft. Der 83-jährige Gamitano, mein Vater, war ebenfalls infiziert. Wir stehen einem mühsamen Kampf gegenüberen, um die Leben unserer Ältesten zu retten.

Aus diesem Grund sind wir aus dem Omagua Kambeba-Volk, sehr dankbar für die Spende dieser Ressource, die das Leben der indigenen Kambeba retten wird.

Mit freundlichen Grüßen,

Marlete Kambeba.
Abgetippt von Maria de Fátima cruz Vice Tuxaua aus dem Dorf

Die interessante Geschichte der Kambeba in Wikipedia (englisch)…

 

Überweisung am 14.07.2021 an das Volk der KambebaIch erhöhte die 6130,44 R$ auf 6500 R$ und überwies am 15.07.2021 das Geld an Marlete Cruz da Costa.

 

 

 

 

Die Verwendung der Spende

Eingang der Spende beim Volk der KambebaMarlete hat Probleme mit der Technik, hat es aber dann doch geschafft, mit dem Handy ein Foto des Belegs des Geldeingangs zu machen und zu schicken:

Márcia schrieb mir, dass Marlete Lebensmittel kaufen werde und heute weitere drei „Alte“ wegen Corona interniert werden mussten.

Auch Fisch wolle sie kaufen, da derzeit durch die extrem niedrigen Wasserstände (Anmerkung: Brasilien erlebt gerade einen extrem trockenen Winter, die Wasserstände der Flüsse sind sehr niedrig).

02.08.2021: Marlete ist noch nicht dazu gekommen, das Spendengeld komplett zu verwenden. Durch die Coronafälle im Dorf ist sie mit der Organisation und der Betreuung der Erkrankten beschäftigt.

Auch wollten sie eine Hütte zum Isolieren errichten. Hoffen wir, dass sie das alles in den Griff bekommen.

Am 05.08.20210 erhielt ich Fotos (am 31.07. gemacht) über die Verwendung eines Teils des Geldes für „Cestas Básicas“ (Grundnahrungsmittel) und auch Alkohol zur Desinfizierung. Vom „Stützpunkt“, wo sie die Einkäufe anlieferten, ging es weiter per Boot zum Dorf.

 

Am 22.08. erhielt ich einen Bericht mit Belegen (Original, PDF)

Hier die Übersetzung:

Kurze Geschichte des Volkes Omágua/Kambeba im Amazonas

Das Volk der Omágua/Kambeba hatte im Laufe der Zeit häufig  Schwierigkeiten, sich zu widersetzen und seine Lebensweise im Kontakt mit der Natur aufrechtzuerhalten. Die ersten Aufzeichnungen der Kambeba sprechen von großen Siedlungen im 16.-17. Jahrhundert mit einer zentralen politischen Macht, deren Einfluss geographische Gebiete von bis zu 700 km erreichte.

Durch den Kontakt (mit dem Weißen) wurden die Kambeba auf kleine Gruppen reduziert und diese durchlebten das 19. Jahrhundert auf der Suche nach verschiedenen Wegen, um auf die neuen Herausforderungen zu reagieren.

Der offizielle Name der Menschen ist Omagua, weil sie aus dem Wasser geboren wurden. Ein Wassertropfen fiel und brachte zwei weitere, dass, als sie in den Fluss fielen, ein Mann und eine Frau geboren wurden. Kambeba war der Spitzname des Volkes für die Praxis, den Schädel in einem Geburtsritual verformen. Es war eine Möglichkeit, sich von anderen Menschen zu unterscheiden, die Kannibalen waren. Wer sie also mit ihren flachen Köpfen sah, wusste, dass sie keine Anthropophagie (Kannibalismus) praktizierten.

Die Omágua/Kambeba sind heute in ganz Alto Solimões, im mittleren und unteren Amazonas zu finden. Sie Leben immer in Dörfern in der Nähe von Flüssen, weil es ihre Referenz in der Kosmogonie (Vorstellungen zur Entstehung und Entwicklung der Welt bzw. des Kosmos) ist. Heute gibt es im gesamten Amazonasgebiet ungefähr 30 Dörfer, und es gibt immer auch welche, die in der Stadt leben, insgesamt ungefähr 20.000. Insgesamt leben etwa 50.000 Kambeba-Menschen in Dorf und Stadt.

Aus Wikipedia: Kosmogonie bezeichnet Vorstellungen zur Entstehung und Entwicklung der Welt bzw. des Kosmos: altgriechisch für Schmuckstück. Sie legen die Weltentstehung entweder auf mythische Weise dar oder unternehmen Versuche, diesen Vorgang rational zu erklären.

kambeba aldeia

 

Der Hauptkazike und Schamane zusammen mit den Kindern im Dorf Tururucari Uka

Der Hauptkazike und Schamane zusammen mit den Kindern im Dorf Tururucari Uka

 

COVID 19 IN DEN DÖRFEN KAMBEBA TURURUCARI UKA UND AMATURÁ – Jahr 2020 –  2021

In dieser Zeit der Pandemie, in der die Welt an Covid 19 leidet, kommt Hilfe an und ist für den Verbleib der Ureinwohner und ihrer Dörfer unerlässlich. Die Vermeidung einer Kontamination der gesamten Gruppe ist wichtig. Indigene Völker haben keine Antikörper gegen Viruserkrankungen und gehören somit zur Risikogruppe.

2020 war ein Jahr großer Schmerzen für die indigenen Völker und insbesondere die Kambeba in den Dörfern und Städten. Viele Führer (Kaziken), die für die Aufrechterhaltung des Wissens der Bevölkerung von grundlegender Bedeutung sind, wurden Opfer der Krankheit. Die Schamanen, wichtige Führer für die Stärkung der Spiritualität eines Volkes, starben an Covid 19 und machten das Dorf anfällig für Angriffe von außen, also von der Stadt auf das Dorf.  

Mit dem Aufruf an alle über soziale Netzwerke erhielt das Omágua/Kambeba des Dorfes Tururucari Uka Hilfe von deutschen Spendern in Höhe von R$ 6.500,00 (sechstausendfünfhundert Reais).

Dieser Betrag wurde für den Kauf von haltbaren Lebensmitteln, Hygieneprodukten und Alkoholgel verwendet. Da indigene Völker nicht nur von Nahrung leben, wurden mit dem Betrag auch 2 gebrauchte Nähmaschinen angeschafft, damit die Frauen im Dorf Kleidung herstellen können, die auch an andere Menschen verkauft werden. An Menschen, die mit dem Kauf der Produkte dem Dorf helfen wollen von Hilfe unabhängig zu werden. Dieses Einkommen soll der Versorgung aller dienen. Ebenso wurden Stoffe und Farben zur Herstellung dieser Kleidungsstücke gekauft. Die Spende wurde aber auch genutzt, um das Gebäude für die Pflege der Kranken zu reparieren, das bereits stark verfallen war.

Einkäufe

einige Einkäufe

Darunter erhielt ich Belege über die Einkäufe. Dabei war zu erkennen, dass sie mit dem Belegen etwas überfordert waren: zwei Belege waren aus dem Jahr 2020. Meine Freundin Márcia, im Moment selbst psychisch und physisch am Limit, schickte mir noch zwei Belege, die sie vorliegen hatte, aber nicht in dem Dokument dabei waren. Sie bat noch um eine Korrektur des mir geschickten Textes, was leider nicht mehr erfolgte. Aber wenn man die Beschreibung über die Situation liest, dann versteht man, dass die Menschen im Dorf am Limit sind, es geht um Menschenleben. Daher habe ich nun auf diese Korrektur verzichtet.

Wir kennen ja so etwas selbst, wenn wir am Limit sind und dann jemand eine Kleinigkeit von uns will.

Hier nun die Belege:

Wir sind daher dankbar für die humanitäre Hilfe von Spendern in Deutschland und laden Sie ein, unser Dorf nach dieser schwierigen Zeit der Pandemie zu besuchen, damit wir Ihnen persönlich für die erhaltene Hilfe danken können. Auf dem Foto wurde der von Covid 19 betroffene Pajé Kambeba ins Krankenhaus eingeliefert.

Kambeba auf der Corona-Station

 

 


Es werden weitere Spenden benötigt. Weitere Infos hier in der rechten Spalte und noch mehr hier…

DANKE!

 

 

 

 

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