In der Öffentlichkeit ist fast ausschließlich die Rede von CO₂, praktisch nie von Feinstaub. Dabei gefährdet er die Gesundheit massiv und wir begegnen ihm überall.
Der größte Anteil an Feinstaub kommt vom Verkehr, verursacht durch die Verbrennung von Diesel sowie durch Bremsen- und Reifenabrieb. Bei E-Autos ist der Bremsabrieb um etwa ein Fünftel geringer, da sie durch die Generatorfunktion der E-Motoren Energie zurückgewinnen. Sie generieren also noch Feinstaub durch Bremsen, was viele nicht wissen und natürlich durch die Reifen.
Weitere Feinstaubquellen sind Anlagen, in denen fossile oder sonstiger Brennstoffe verbrannt werden, so Kraftwerke und industrielle Anlagen. Weitere sind Holzverbrennungsanlagen und Heizkessel in Privathaushalten.
Kinder sind besonders gefährdet
Hat jemand schon einmal nachgedacht, was ein dreijähriges Kind an der Hand von Eltern beim über die Straße gehen einatmet? Und dies vor allem während des Berufsverkehrs in Innenstädten? Ihre Atemwege sind viel näher an diesen Emissionsherden, den Reifen, Bremsen und den Auspuffen. Sie atmen also eine viel höhere Konzentration der Schadstoffe ein als wir Erwachsenen. Zudem atmen sie im Verhältnis zu ihrer Größe mehr Luft ein als Erwachsene.
Schwere gesundheitliche Folgen durch Feinstaub
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt der Feinstaub zu Atemwegserkrankungen und zur Erhöhung der Sterblichkeit. Das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkten senkt die Lebenserwartung enorm. Dazu ist Feinstaub krebserregend. Laut einer neuen EU-Studie kostet die Luftverschmutzung allein in Deutschland jedes Jahr 65.000 Menschen das Leben.
Forschende der Universität Luxemburg haben nun herausgefunden, dass die Luftpartikel auch die Gesundheit unseres Gehirns beeinträchtigen und zu Demenz führen können.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina publizierte, dass Feinstaub ein Schadstoff ohne bekannte untere Wirkungsschwelle sei, weshalb auch gesundheitsschädliche Risiken unterhalb der Grenzwerte angenommen werden müssen. So empfiehlt sie eine Verringerung des Verkehrs durch „sozial ausgewogene Änderungen des Steuer- und Abgabensystems sowie höhere Treibstoffpreise“.
Weitere Schäden durch Feinstaub
Ebenso werden die Giftstoffe über die Böden in Pflanzen aufgenommen. Sie machen Bäume anfälliger für Trockenheit und über Salat, Gemüse und Obst nimmt unser Körper sie ebenfalls auf.
Selbst in der Arktis wird Feinstaub nachgewiesen, durch seine dunkle Farbe steigert er das Tauen des Polareises und verstärkt den Klimawandel.
Warum wird das Thema Feinstaub nicht wie nötig in der Öffentlichkeit thematisiert?
Ganz sicher wegen der Interessen einiger, die dies durch Lobbyarbeit erfolgreich blockieren. Was wir brauchen, ist eine gewaltige Reduzierung der Emissionen. Natürlich verursachen auch Busse, Straßen- und Eisenbahnen Feinstaub, jedoch weniger als die Autos insgesamt. Und natürlich ist auch die Industrie gefordert.
Wer bezahlt zum Beispiel für die gesundheitlichen Schäden bis hin zu den Toten? Die Allgemeinheit, auch diejenigen, die nicht Auto fahren!
Was ist wichtiger? Dass die Wirtschaft „brummt“ oder Menschenleben und der Globus?
Weiteres Material zum Vertiefen:
Die wichtigsten Fakten über Feinstaub
23.04.2019 – Die Debatte über Luftschadstoffe aus Verkehr und Industrie drehte sich lange Zeit um Stickoxide. Eine Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina rückt jetzt den Feinstaub in den Vordergrund. Da hat Deutschland viel zu tun, denn die Grenzwerte entsprechen noch nicht den internationalen Empfehlungen.
weiterlesen bei Spektrum.de
Leopoldina empfiehlt bundesweite Strategie zur Luftreinhaltung
09.04.2024 – Stellungnahme „Saubere Luft – Stickstoffoxide und Feinstaub in der Atemluft: Grundlagen und Empfehlungen“ veröffentlicht
weiterlesen (mit Link zu 64-seitiger PDF) bei Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Umweltbundesamt: Warum ist Feinstaub schädlich für den Menschen?
Je nach Größe der Staubpartikel können sich ihre Wirkungen unterscheiden, denn je kleiner die Partikel sind, desto tiefer gelangen diese in den Atemtrakt.
weiterlesen bei Umweltbundesamt
Feinstaub fördert Demenz auf mehreren Wegen
28.10.2024 – Luftverschmutzung kann auch zu systemischen Entzündungen im Körper führen. Doppelt schädlich: Feinstaub ist nicht nur schlecht für unsere Lunge, die Luftpartikel können auch die Gesundheit unseres Gehirns beeinträchtigen und zu Demenz führen. Aber warum? Wie Mediziner jetzt herausgefunden haben, führt Feinstaub zu lokalen Entzündungen im Gehirn und erhöht zusätzlich die Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen. Letzteres löst eine systemische Entzündung im Körper aus, die sich ebenfalls auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt und neurodegenerative Erkrankungen fördert.
weiterlesen bei Scinexx.de
Feinstaub: Die unsichtbare Gefahr
29.07.2021: Ohne Luft kein Leben. Aber mit ihr atmen wir auch gefährlichen Feinstaub ein – mit teils tödlichen Folgen. Vor allem Autos, Kraftwerke und Industrieanlagen setzen die winzigen Partikel frei. Welche Möglichkeiten gibt es, die Belastung zu reduzieren?
Feinstaub messen – mit ganz einfachen Mitteln
weiterlesen bei Deutschlandfunk Kultur
Die Webseite sensor.community
zeigt auf einer Karte die gesammelten Daten aus vielen Teilen der Welt:
Link zu sensor.community
Feinstaub macht Bäume anfälliger gegen Trockenheit
16.07.2018 – Forscher der Universität Bonn weisen nach, dass winzige Ablagerungen den Blättern Wasser entziehen
weiterlesen bei Uni Bonn
Salat nimmt teils giftige Stoffe aus Reifenabrieb auf
06.01.2023 – Aus Autoreifen freigesetzte Chemikalien könnten über Klärschlamm und Abwasser in unser Gemüse gelangen. Die teils giftigen Substanzen reicherten sich im Laborversuch in Salat an.
weiterlesen bei Spektrum
So gefährden Schwermetalle im Garten
Abgase von Straßen und Industrieanlagen können Schwermetalle über die Luft in ihren Garten befördern. Nicht nur das Einatmen des Feinstaubs stellt ein gesundheitliches Risiko dar: ist der Boden mit Schwermetall belastet, gelangen diese auch in Obst und Gemüse und können so Ihre Gesundheit durch die Nahrungsaufnahme gefährden.
weiterlesen bei CheckNatura
Giftige Partikel aus Reifenabrieb in Gemüse nachgewiesen
04.01.2023 – Autoreifen produzieren Mikroplastik, das mitunter auf Feldern landet. Dabei können Giftstoffe von Salat aufgenommen werden, wie ein Laborexperiment zeigt.
weiterlesen bei der Standard
Europas Rußpartikel schaden der Arktis und dem globalen Klima
Dieselruß hat erhebliche Auswirkungen auf das globale Klima. Zwei Drittel des Rußes in der Arktis stammen aus Europa. Seit 4 Jahren kämpfen Umweltverbände gegen die Emissionen. Doch Deutschland ist immer noch weit davon entfernt, rußfreie Zone zu werden.
weiterlesen bei NABU
Titelbild von ??? auf Pixabay
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